Auf einen Blick
- Studentin protestiert in Unterwäsche gegen Basidsch-Miliz
- Forschungsminister kritisiert Veröffentlichung der Aufnahmen als «unmoralisch»
- Junge Frau darf weiterhin studieren
Der iranische Forschungsminister Hossein Simaei hat die Protestaktion einer Studentin, die sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte, als «unmoralisch und unsittlich» kritisiert. Die junge Frau habe mit ihrem Verhalten gegen die Normen und die Scharia verstossen, sagte Simaei am Mittwoch am Rande einer Kabinettssitzung in Teheran. Die junge Frau sei aber nicht von der Hochschule verwiesen worden.
Die an der Islamischen Asad-Universität in Teheran studierende Frau hatte sich am Samstag aus Protest gegen die Basidsch-Miliz ausgezogen und war kurz in Unterwäsche über den Campus und eine Strasse der iranischen Hauptstadt gelaufen. Iranische Medien verbreiteten ein unscharfes Video der Protestaktion.
Gewaltsame Festnahme
Forschungsminister Simaei kritisierte die Veröffentlichung der Aufnahmen. Solche Vorfälle sollten «nicht gefördert werden, da sie weder moralisch noch religiös gerechtfertigt sind».
Das islamische Gesetz im Iran schreibt Frauen eine strenge Kleiderordnung vor, derzufolge sie ein Kopftuch und weite, den Körper verhüllende Kleidung tragen müssen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die Studentin ihre Kleider abgelegt, um gegen «die missbräuchliche Durchsetzung der Kopftuchpflicht durch Sicherheitsbeamte» zu protestieren. Sie sei daraufhin «gewaltsam festgenommen» worden.
Erinnerung an Fall Mahsa Amini
Die iranische Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani wies diese Darstellung zurück. Der Vorfall habe nicht mit einer Verwarnung wegen der Kleidervorschriften begonnen. Es sei um etwas anderes gegangen, sagte Mohadscherani. Die Sicherheitsbeamten seien auch nicht «hart» mit der Studentin umgegangen. Die Sprecherin betonte aber, dass ein solches «Ausmass an Nacktheit nirgendwo akzeptiert wird».
Die Universität hatte am Samstag mitgeteilt, die Studentin sei in eine Polizeiwache gebracht worden. Es habe sich herausgestellt, dass sie «unter starkem Druck» stehe und «an einer psychischen Störung» leide.
Im September 2022 war in Teheran Mahsa Amini (†22) nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei gestorben. Die junge Kurdin war wegen eines angeblichen Verstosses gegen die strikte Kleiderordnung festgenommen worden. Ihr Tod löste monatelange Proteste aus.