Das Gesundheitssystem ist am Limit, viele kennen Leute, die an Corona gestorben sind. Aber einige gehen raus, um Kranken das Leben einfacher zu machen, auch wenn sie sich damit selbst und ihre Liebsten gefährden.
Rikscha-Ambulanz
Eine Fahrt im Krankenwagen ist derzeit an mehreren Orten Indiens teuer. Denn der Andrang ist gross. Manchmal verlangten private Anbieter gar Preise um die 225 Euro für fünf Kilometer, sagt Mohit Raj. Er ist Gründer einer Hilfsorganisation. Sie gaben nun mehr als einem Dutzend Rikscha-Fahreren Schutzanzüge, Sauerstoffflaschen, Oximeter sowie andere medizinische Ausrüstung - und eine kurze Schulung. Nun fahren die Rikscha-Krankenwagen Corona-Patientinnen und -Patienten gratis durch die Hauptstadt Neu Delhi. Bezahlt werden die Fahrer von der Hilfsorganisation. So hätten sie trotz des Lockdowns in Neu Delhi ein Einkommen. Solche Rikscha-Krankenwagen gibt es auch an anderen Orten Indiens.
Gratis-Sauerstoff von religiösen Gruppen
Die heftige Corona-Welle ist Paramjit Singh sehr nah gegangen. Er habe 30 Verwandte, Freunde und Bekannte verloren und beschloss nun anderen zu helfen. Singh ist Sikh und bietet mit Dutzenden anderen Glaubensbrüdern an mehreren Orten um die Hauptstadt Neu Delhi gratis Sauerstoff an. Dieser soll Corona-Kranken in Isolation oder beim Überleben einer verzweifelten Suche nach einem der wenigen freien Betten in einem Krankenhaus helfen, sagt er. Bis zu 18 Stunden am Tag bemühe er sich, Sauerstoff zu organisieren. Wegen seiner beruflichen Verbindungen zur Pharmaindustrie könne er das knappe Gas zu vernünftigen Preisen kaufen - nicht zu den überrissenen Preisen auf dem Schwarzmarkt. Auch andere religiöse Gruppen helfen, aber besonders häufig Sikhs. Singh erklärt: «Wir Sikhs folgen philosophischen Konzept Sarbat Da Bhala oder Wohl für alle.»
Gratis-Essen in der Quarantäne
In der zweiten Welle werden teils ganze Familien krank, das Virus verbreitet sich schnell. Wie werden sie, wenn sie alle erschöpft sind, am besten wieder gesund? Wenn sie sich nicht auch um die Beschaffung von gesundem Essen kümmern müsste, dachte sich Geschäftsmann Rajiv Singal aus der Finanzmetropole Mumbai. Ihm und seiner Familie etwa ging es im vergangenen Jahr so. Glücklicherweise fanden sie damals eine ältere Frau in der Nachbarschaft, die für wenig Geld in ihrer Küche gutes Essen kocht - und es an Interessierte liefert. Solche Hausfrauen, die sich so ein kleines Zusatzeinkommen erwirtschaften, gibt es in Indien viele. Singal kauft jetzt täglich Essen von ihr für jeweils 200 Corona-Kranke während zwei Wochen und zahlt mit einigen Berufskollegen deren Auslieferungen.
Eine Dating-App und soziale Netzwerke helfen
Leute zusammenzubringen, die zusammen passen - das versprechen Dating-Apps. Jetzt verbindet die indische App TrulyMadly kürzlich genesene Covid-Patientinnen und Patienten mit noch kranken Personen, die dieselbe Blutgruppe haben und in der Nähe sind. Die Genesenen können ihr Blutplasma der gematchten Person spenden und ihr mit den Antikörpern beim gesund werden helfen. Wie wirksam diese Plasma-Therapie ist, ist noch etwas unklar. Das grösste Problem dabei ist, dass man Kranken das Plasma früh geben sollte - bevor diese sehr krank sind und zu diesem Zeitpunkt bemühen sich Kranke meist noch nicht darum.
Auf den sozialen Medien wiederum haben seit den vergangenen Wochen viele Inderinnen und Inder verzweifelt nach Krankenhausbetten, medizinischen Sauerstoff, Medizin und Beatmungsgeräte gesucht. Auf diese Hilferufe haben viele Menschen reagiert und Hinweise geschickt.
Bollywood hilft
Lockdowns und andere Corona-Massnahmen sind besonders für arme Menschen schlimm und einige Bollywood-Stars helfen. Superstar Salman Khan etwa hilft Tausenden jetzt arbeitslosen Technikerinnen, Make-up-Artisten und Stuntleute finanziell und Schauspieler Sonu Sood spendet unter anderem Sauerstoffflaschen.
(SDA)