Fünr Mitarbeiter der «Capital Gazette» in US-Stadt Annapolis erschossen
Jarrod Ramos (38) wegen fünffachen Mordes angeklagt

Jarrod Ramos (38) tötete im Newsroom von «Capital Gazette» in Annapolis (USA) fünf Personen und muss sich wegen Mord vor Gericht verantworten. Es war eine gezielte Attacke gegen die Zeitung.
Publiziert: 28.06.2018 um 21:24 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:23 Uhr

Horror in Annapolis: Bei einer Schiesserei wurden am Donnerstagnachmittag fünf Menschen getötet, drei Personen wurden schwer verletzt. Der Angriff ereignete sich um 14.40 Uhr in der Redaktion der Zeitung «Capital Gazette». Diese befindet sich in einem vierstöckigen Bürogebäude in Annapolis, dem Hauptort des US-Bundesstaates Maryland, unweit der Hauptstadt Washington DC.

Annapolis befindet sich an der Ostküste der USA und liegt zwischen den beiden Grossstädten Washington DC und New York.
Foto: Screenshot Google Maps

Die Polizei geht von einer gezielten Attacke aus. Der Täter habe Rauchgranaten eingesetzt, als er das Gebäude betrat und durch die Glastür ins Büro schoss. «Diese Person war bereit, Menschen zu erschiessen. Seine Absicht war es, Schaden anzurichten», sagte Polizeichef Bill Krampf.

Wegen Belästigung vor Gericht

Beim Schützen handelt sich um den 38-jährigen Jarrod Ramos. 2012 arbeitete Ramos noch für das Bundesamt für Erwerbsstatistik. Er soll einen Abschluss in Computertechnik haben. Er hatte einen langjährigen Konflikt mit der Zeitung, berichtet die «New York Times». 2012 und 2015 hat er die Journalisten Eric Hartley und Thomas Marquardt wegen Verleumdung verklagt, doch wurde immer wieder abgewiesen. Auf sozialen Netzwerken führte er eine Kampagne gegen sie.

Ramos kam ins Visier der Medien, nachdem seine ehemalige Mitschülerin ihn 2009 wegen Belästigung angezeigt hat. Sie sagte dem Richter: «Er schien zu glauben, wir wären in einer Art Beziehung, die aber nicht existierte», schreibt die «New York Times». Als sie versucht habe, Abstand vor ihm zu gewinnen, wurde er «wütend und beleidigend». 2010 schrieb er ihr in einem Brief: «Los erhäng dich.» Ramos wurde zu 90 Tagen Haft verurteilt und durfte zur Klägerin keinen Kontakt mehr aufnehmen.

Jarrod R. (38) ist der Journalisten-Mörder von Annapolis.

Tom Marquardt, ehemaliger Verleger von «Capital Gazette», sagte nach der Schiesserei am Donnerstag, er habe schon lange befürchtet, dass Ramos gewalttätig gegenüber der Zeitung werden würde. «Ich sagte mal zu meinen Anwälten, dass das einer sei, der kommen und uns erschiessen würde», sagt Marquardt.

Schütze verstümmelte seine Finger vor dem Angriff

170 Personen konnte die Polizei aus dem Gebäude, in dem sich mehrere Unternehmen befinden, in Sicherheit bringen. Der Schütze konnte am Tatort festgenommen werden. Ramos muss sich wegen fünffachen Mordes verantworten.

Vor seiner Tat verstümmelte sich Ramos die Finger. Damit habe er offenbar einen Abgleich seiner Fingerabdrücke durch die Polizei verhindern wollen, teilte ein Ermittler mit. Seine Identität konnte jedoch dank Gesichtserkennungstechnologie bestimmt worden.

Der Angriff wurde von einigen der Journalisten verfolgt. Sie versteckten sich unter Bürotischen. Ein Sommerpraktikant twitterte die Adresse des Gebäudes, in dem sich die Redaktion befindet. Er schrieb: «Bitte helfen Sie uns.»

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Todesopfer identifiziert

Bei den Todesopfern handelt es sich um Rob Hiaasen (59), einem Vize-Chefredaktor und Wendi Winters (65), einer Community-Korrespondentin. Auch der Blattmacher Gerald Fischman (61), der Autor John McNamara (56) und die Verkaufsassistentin Rebecca Smith (34) kamen ums Leben.

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Rob Hiaasen (59), Vize-Chefredaktor, starb bei der Schiesserei.
Foto: Twitter

Trotz des Schocks um ihre verstorbenen Kollegen wollen die verbleibenden Journalisten nicht aufgeben. Am Freitagmorgen (Schweizer Zeit) stellte die Zeitung dann die Frontseite auf Twitter mit der nüchternen Schlagzeile: «5 shot dead at The Capital» – darüber die Fotos und Namen der Opfer.

Ein Reporter der «Capital Gazette», Pat Furgurson, sagte sichtbar erschüttert: «So etwas kann in Afghanistan oder im Irak passieren, aber man erwartet es nicht in einem verschlafenen Büro gegenüber einem Einkaufszentrum.»

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Trump verurteilt Schiesserei nicht

Donald Trump reagierte in einer ersten Stellungnahme zurückhaltend auf die Ereignisse. Er sei in seinen Gedanken und Gebeten bei den Opfern und ihren Familien. Er danke ausserdem allen Ersthelfern, die vor Ort seien, schrieb er auf Twitter.

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Die Journalistin Lauren Duca kritisierte Trump scharf. «Die Schiesserei kann nicht vernünftigerweise von der Präsidentschafts-Mission getrennt werden, die Presse als «der Feind des amerikanischen Volkes» zu beschimpfen».

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«Gebete sind mir scheissegal»

Reporterin der «Capital Gazette», Selene Felice, kommentierte Trumps Stellungnahme wie folgt: «Ich habe gehört, dass Präsident Trump seine Gebete geschickt hat», sagte San Felice gegenüber CNN. «Ich versuche nicht, es politisch zu machen, aber wir brauchen mehr als nur Gebete. Ich schätze die Gebete, ich habe die ganze Zeit unter diesem Schreibtisch gebetet», sagte sie. «Also danke für deine Gebete, aber sie sind mir scheissegal, wenn es nichts anderes gibt.»

Anders als ihr Ehemann verurteilte First Lady Melania Trump die Schiesserei deutlich. Sie nannte die Tat «tragisch und «böse». «Mein Herz geht an alle Betroffenen in diesem brutalen und sinnlosen Angriff. Ich sende Gedanken und Gebete an die Freunde, Familie und Kollegen der Getöteten und Verletzten.»

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Auch Sarah Sanders, Trumps Pressesprecherin, fand für einmal deutlichere Worte als ihr Vorgesetzter. «Ich verurteilen den bösen Akt von sinnloser Gewalt in Annapolis.» Ein gewalttätiger Angriff auf unschuldige Journalisten, die ihre Arbeit tun, sei ein Angriff auf jeden Amerikaner, schrieb sie weiter.

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Apple-CEO Tim Cook meldete sich auf Twitter zu Wort: «Unsere Demokratie beruht auf der engagierten Arbeit der freien Presse.» Seine Gedanken seien bei der Annapolis-Community und bei allen Journalisten.

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Nicht nur Trump, auch der US-Journalist Milo Yiannopoulos sorgt nach der Schiesserei für Unmut. Auf Twitter erinnern die User an die pikanten Aussagen des ehemaligen Redaktors des rechtspopulistischen Newsportals «Breitbart». In einer Stellungnahme rief der Trump-Freund gegenüber Reportern zum Mord an Journalisten auf. Ich kann es nicht erwarten, bis die Menschen Selbstjustiz ausüben und die Journalisten erschiessen», sagte er.

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Doch bereits weniger als drei Stunden nach der Attacke äusserste sich Yiannopoulos zu seinem Mordaufruf auf Facebook. Seine Erklärung: Er habe den Reporter mit seiner Antwort lediglich «veräppeln» wollen.

(nim/SDA/man)

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