Riesen-«Zirkus» um Kerrys Beinbruch
Sind unsere Ärzte nicht gut genug?

Nach dem Velo-Unfall in den französischen Bergen holt sich US-Aussenminister John Kerry den Arzt seines Vertrauens nach Genf.
Publiziert: 01.06.2015 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 19:00 Uhr
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John Kerry ist passionierter Velofahrer. Nach den Iran-Verhandlungen in Genf hatte er sich aufs Rennrad geschwungen.
Foto: AFP

John Kerrys Air-Force-Jet startete gestern am Flughafen Genf ohne den Aussenminister an Bord Richtung USA. Der 71-Jährige liegt im Unispital der Rhonestadt. Bei einem Unfall auf einer Bike-Tour in den französischen Bergen hatte er sich gestern den rechten Oberschenkel gebrochen.

Eine Fraktur, die sich an einem Unispital wie jenem in Genf problemlos behandeln lassen sollte. Doch der US-Aussenminister lässt nicht einfach irgendeinen Arzt an seine Knochen. Wie «CNN» berichtet, lässt Kerry heute seinen Vertrauensarzt einfliegen.

Der Chirurg aus Boston hatte den Politiker bereits einmal an der Hüfte operiert und soll ihn nun auf der Rückreise begleiten. Anschliessend wird Kerry von ihm am Massachusetts General Hospital behandelt. Er müsse wahrscheinlich erneut unters Messer, sagte ein Sprecher.

Polizei seit Mitte Woche im Einsatz

Am Unispital Genf ist man wahrscheinlich nicht unglücklich, reist Kerry bald ab. Der prominente Patient wird umschwirrt von einer Horde Leibwächter und persönlicher Assistenten. Sie waren auch dabei, als der passionierte Rennvelofahrer am Samstagmorgen auf einer Geraden am Fusse des Col de la Colombière vom Velo stürzte und auf den Trottoir-Rand knallte, berichtet «Le Matin». Medizinisches Personal, ebenfalls Teil der Equipe Kerry, kümmerte sich umgehend um den Verunfallten. Dann ging es per Helikopter ins Schweizer Spital.

Das Rattern der Rotorblätter liess die Anwohner aufhorchen. «Das war der Zeitpunkt, als ich mir sagte, es ist was Ernstes», sagt die Wirtin eines Restaurants ganz in der Nähe des Unfallorts zu «Le Matin». Seit Mittwoch hätten Polizisten im Dorf patrouilliert – niemand wusste, weshalb. Das letzte Mal, als ein solches Dispositiv im Einsatz stand, sei ein Mörder gesucht worden, der sich im Wald versteckt hatte, erzählt die Frau.

Einzig auf der Gemeindeverwaltung hat man angeblich den Grund des Polizeieinsatzes gekannt. Eine Mitarbeiterin sagt, sie sei am Freitag informiert worden, habe aber niemandem etwas erzählen dürfen. «Man hat uns ausserdem nicht gesagt, welche Persönlichkeit hier durchfahren wird.»

Erst am Samstagnachmittag machte die Nachricht über den Sturz des US-Aussenministers schliesslich die Runde im Dorf: Kein gesuchter Straftäter, sondern ein gefragter Politiker war Grund des Sondereinsatzes. Die Bewohner atmeten auf – und meinten: «So ein Zirkus!» (lha)

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