Eine Pizza als entscheidendes Beweismittel, um einen mutmasslichen Serienmörder dingfest zu machen: Der Architekt Rex H.* (59) ist dringend tatverdächtig, auf der New Yorker Insel Long Island vor über zehn Jahren mindestens drei Frauen, allesamt Prostituierte, brutal ermordet zu haben.
Lange Zeit tappte die Polizei im Dunkeln. Die schrecklichen Mordfälle beschäftigten eine ganze Region. Jetzt führten ein Auto, Handydaten und eine halb gegessene Pizza zu einem Ermittlungscoup.
Als H. im März einen Pizzakarton in einen Abfalleimer in Manhattan warf, ahnte er wohl nicht, dass diese Aktion die Polizei auf den Plan rufen würde. Die Beamten glichen die DNA an den Pizza-Resten mit einer Haarprobe ab, die an der Fessel eines der Opfer sichergestellt wurde, wie die «New York Post» am Samstag berichtet.
Der Abgleich lieferte prompt einen Treffer. Am Donnerstag konnte der 59-Jährige in seinem Haus in Massapequa, New York festgenommen werden.
Beschuldigter googelte nach Serienmörder von Long Island
Gegen aussen präsentierte sich der zweifache Vater als biederer Bürger. Innerlich scheint das anders gewesen zu sein. Laut der «New York Post» benutzte der Verdächtige Wegwurf-Handys, um die Frauen zu kontaktieren und sich über Kinderpornografie und folternde Sexualpraktiken zu informieren. Später googelte er nach dem Serienmörder von Long Island.
Durch den anonymen Hinweis eines Zeugen konnte schliesslich ein verdächtiger Pick-up mit dem Beschuldigten in Zusammenhang gebracht werden. Gerichtsdokumente zeigen, dass die Ermittler die Daten der Wegwurf-Handys und ihrer genauen Standorte mit Zeugenaussagen und Täterbeschreibungen in Einklang bringen konnten. So geriet H. immer mehr in den Fokus einer 2022 speziell eingerichteten Taskforce zur Lösung des Falles. Zu Beginn der Ermittlungen sei diese exakte Eingrenzung noch nicht gelungen, berichtet der amerikanische Fernsehsender CNN.
Der zuständige Polizeichef Rodney Harrison wählte nach der Festnahme drastische Worte: «Rex H. ist ein Dämon, der unter uns wandelt, ein Raubtier, das Familien ruiniert hat.»
Nach seiner Festnahme wurde H. umgehend dem Haftrichter vorgeführt und für den Mord an drei Frauen angeklagt. Für den vierten Mord gilt er als Hauptverdächtiger. Sein Anwalt plädiert auf «nicht schuldig». Laut dem Verteidiger soll H. ihm gesagt haben: «Ich habe das nicht getan.»
Vorlage für Netflix-Film
2010 und 2011 wurden am Gilgo Beach auf Long Island insgesamt neun weibliche Leichen gefunden. Maureen B.*, Melissa B.*, Megan W.* und Amber C.* verschwanden zwischen 2007 und 2010. H. steht im Verdacht, diese vier Frauen ermordet zu haben. Die Fundorte der Leichen befanden sich jeweils nur wenige 100 Meter voneinander entfernt. Die Körper waren zum Zeitpunkt des Fundes in Sackleinen gehüllt. Die Morde bilden die Grundlage für den Netflix-Film «Lost Girls» aus dem Jahr 2020.
Der Staatsanwalt Ray Tierney betonte am Freitag, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. «Der Fall ist noch nicht vorbei, er beginnt erst.» Auch Polizeichef Harrison betonte, dass die Ermittlungen zu den anderen Mordfällen weitergehen. (ene)
*Namen bekannt