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Republikaner könnten Ex-Sicherheitsberater John Bolton als Impeachment-Zeugen holen
Trump droht Gefahr aus dem eigenen Lager

Am Freitag könnte sich das Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump in Luft auflösen. Leute aus der eigenen Partei könnten die Untersuchungen aber mit neuen Zeugen ausweiten und Trump gefährlich werden.
Publiziert: 28.01.2020 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2020 um 15:48 Uhr
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Chuck Schumer, Minderheitsführer der Demokraten im Senat, schäumt nach der Abstimmung vor Wut. Am Mittwoch dürfte Trump freigesprochen werden.

Donald Trump (73) war überzeugt: Das Impeachment-Verfahren gegen ihn würde schon in nur wenigen Tagen in der Luft verpuffen und ihm den Rücken für die Wiederwahl im November stärken.

Nun aber streut sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton (71) Sand ins Getriebe. Mehr noch: Bolton könnte Trump ins Wanken bringen, wenn er im Senat als Zeuge vorgeladen würde.

Bolton sorgt nämlich mit einem noch unveröffentlichten Buch für Aufregung. Aus dem Inhalt: Der Präsident soll Bolton im August gesagt haben, er wolle die fast 400 Millionen US-Dollar umfassende Militärhilfe für die Ukraine so lange zurückhalten, bis Kiew Ermittlungen gegen den ehemaligen US-Vize-Präsidenten Joe Biden (77) und dessen Sohn Hunter (49) wegen Korruption einleite.

Diese Aussage würde unterstreichen, dass Trump den neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (42) unter Druck gesetzt hatte. Der US-Präsident wies diese Darstellung klar zurück.

Vier Republikaner müssten kippen

Die anklagenden Demokraten wollen nun Bolton als Zeugen in den Senat vorladen, damit er diese Aussage machen und Trump belasten kann. Für die Vorladung braucht es eine Mehrheit des 100-köpfigen Senats, der sich aus 53 Republikanern und 47 Demokraten zusammensetzt.

Nach Boltons Behauptung, die im Weissen Haus offenbar seit dem 30. Dezember bekannt ist, könnten einige der Republikaner umschwenken und einer Zeugenbefragung zustimmen. Es braucht deren vier, die von der Parteilinie abweichen.

Einige wackeln bereits

Bekannte Wackelkandidaten auf republikanischer Seite wie Senator Mitt Romney (72) haben bereits angedeutet, dass sie nun für eine Vorladung von Bolton stimmen könnten. Romney sagte am Montag, es sei mit den neuen Enthüllungen zudem «zunehmend wahrscheinlich» dass auch andere Republikaner für neue Zeugen stimmen würden. Die Senatorin Susan Collins (67) sagte, die Bolton-Enthüllungen würden aus ihrer Sicht der Forderung nach weiteren Zeugenbefragungen Auftrieb geben.

Hinter den Kulissen müht sich der Mehrheitsführer der Republikaner, Mitch McConnell (78), daher offenbar fieberhaft, seine Senatsmehrheit für ein schnelles Prozessende und gegen die Vorladung von Bolton zusammenzuhalten.

Werbung für sein Buch?

Trumps Leute werfen Bolton vor, dass er mit den ausgerechnet jetzt veröffentlichten Beschuldigungen den Verkauf seines neuen Buchs «The Room Where It Happened» (Der Raum, in dem es passierte) antreiben wolle. Das Buch erscheint im März, kann aber jetzt vorbestellt werden.

Heute werden vermutlich die Plädoyers von Trumps Verteidigern abgeschlossen. Am Mittwoch und Donnerstag ist Zeit für Fragen der Senatoren. Wohl am Freitag entscheidet sich, ob weitere Zeugen wie Bolton vorgeladen werden sollen. Wenn nicht, würde das Impeachment-Verfahren wohl beendet. Es wäre eine grosse Schlappe für die klagenden Demokraten – und ein riesiger Triumph für Trump. (gf)

Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump

Zum dritten Mal in der Geschichte der USA hat das Repräsentantenhaus einen Präsidenten angeklagt. Im News-Ticker halten wir Sie über das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump auf dem Laufenden.

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