Matteo Renzi hat sich heute auf einer Pressekonferenz im Palazzo Chigi in Rom mächtig mit fremden Federn geschmückt: «Wir machen grad den Gotthard», verkündete der italienische Premierminister.
Renzi erklärte stolz, dass die Italiener zur Zeit die einzigen seien, die gleich an drei grossen Tunnel, die Italien mit Europa verbinden, arbeiteten. «Wir sind das einzige Land auf der Welt, das drei Tunnel baut, drei sagenhafte Bauwerke für die Verbindung nach Europa: Den Gotthard, den wir am 1. Juni zusammen mit den Schweizern eröffnen, den Brenner, den wir freigegeben haben und der uns mit Österreich verbindet und die Turin-Lyon-Strecke mit Frankreich. Wir investieren grade 28 Milliarden Euro – natürlich mitfinanziert von anderen – um uns mit Europa zu verbinden.»
Tatsache ist: Sowohl den Brenner, wie auch die Turin-Lyon-Strecke haben die Italiener mitfinanziert. Der Gotthard-Basistunnel jedoch wurde aus dem Schweizer FinöV-Fonds bezahlt, der aus der Schwerverkehrsabgabe, der Mehrwertsteuer und der Mineralölsteuer gespiesen wird. Seit Anfang dieses Jahres ersetzt der Bahninfrastrukturfonds (Bif) den FinöV-Fonds.
Die Schweiz greift seinem südlichen Nachbarn sogar beim Ausbau seiner eigenen Bahninfrastruktur unter die Arme: Um das Problem eines Engpasses beim Neat-Anschluss in Norditalien zu vermeiden, hat die Schweiz Anfang 2014 einen «A-fonds-perdu-Beitrag» von 150 Millionen Franken mit Italien vereinbart. (mqy/jes/noo)