Angriffslustig, frech, clever, arrogant. Michael Avenatti (47) bringt alle Qualitäten mit, um sich mit dem mächtigsten Mann Amerikas anzulegen. Zusammen mit Stormy Daniels (39) will er US-Präsident Donald Trump (71) zu Fall bringen.
Seit zwei Monaten lässt der Kalifornier in seinem wohl prominentesten Fall tröpfchenweise eine Bombe nach der anderen platzen. Es folgt ein Tweet nach dem anderen, in verschiedensten TV-Shows ist er Dauergast. Die Rolle des Kämpfers der Gerechtigkeit sitzt mindestens genauso gut wie sein Anzug.
Vorgänger spannte mit Cohen zusammen
Sein grosses Ego wirft aber keinen Schatten auf seine Mission: Avenatti kämpft für Stormy Daniels. Die Pornodarstellerin, die richtig Stephanie Clifford heisst, will eine Stillschweigevereinbarung für nichtig erklären lassen, die sie davon abhalten sollte, über ihre angebliche Affäre mit Trump im Jahr 2006 auszupacken.
Das Power-Duo hat sich gefunden, nachdem Avenattis Vorgänger, Katastrophen-Anwalt Keith Davidson, von Daniels gefeuert wurde. Davidson arbeitete nämlich eng mit Trumps Michael Cohen zusammen. Für das Schweigegeld, dass Daniels von Cohen erhielt, steckte Davidson eine Kommission ein.
Rekordsummen eingeklagt
Dass Avenatti nur hinter dem Geld her ist, darüber muss sich das Porno-Starlet keine Sorgen machen. Davon hat er nämlich mehr als genug. Der Rennfahrer hat in seiner Laufbahn insgesamt über eine Milliarde Dollar für seine Klienten herausgeholt. Alleine 454 Millionen davon letztes Jahr, als er für den Hygieneartikelhersteller Kimberly-Clark einen Monster-Fall gewonnen hat.
Seine früheren Provisionen finanzieren die juristische Schlacht um den Porno-Skandal. Keine Lobby, keine Politiker würden mitmischeln. «Kapital von aussen kommt nur von crowdjustice.org und Frau Daniels' persönlichem Ersparten», stellt der 47-Jährige auf Twitter klar.
Russland zahlte Schweigegeld
Im Katz-und-Maus-Spiel mit dem US-Präsidenten schafft es Avenatti, Trump und sein Gefolge so zu bedrängen, dass sie sich in Widersprüchlichkeiten verheddern.
So hat Rudy Giuliani, der erst kürzlich zu Trumps Anwaltsteam gestossen ist, in einem TV-Interview verraten, dass der US-Präsident die 130'000 US-Dollar Schweigegeld an Cohen zurückbezahlt habe. Trump hat bis dahin vehement darauf bestanden, nichts von dieser Transaktion gewusst zu haben.
Der neuste Wurf des Juristen: Er stellt eine Verbindung zwischen den zwei Skandalen her, die Trump und seiner Präsidentschaft am gefährlichsten werden könnten. Die mögliche Einmischung der Russen in den Wahlkampf und die Affäre mit einem Porno-Star.
Avenatti machte publik, dass Trumps Anwalt kurz nach der Präsidentschaftswahl insgesamt 500'000 US-Dollar vom russischen Oligarchen und Putin-Vertrauten Viktor Vekselberg erhalten hat. Das Geld landete auf dem gleichen Konto, von welchem auch das Schweigegeld für Daniels bezogen wurde. Avenatti hat sein Geheimdokument erst veröffentlicht – und dann wieder vom Netz entfernt. BLICK hat es für Sie hier gesichert.
Die Veröffentlichung der Dokumente brachte sogar Novartis ins Schwitzen. Der Schweizer Pharmariese hat innerhalb eines Jahres gar 1,2 Millionen Dollar an Cohen bezahlt. Für Einfluss in der «amerikanischen Gesundheitspolitik».
Und das wird noch lange nicht alles an Enthüllungen gewesen sein. «Wir fangen erst an», schreibt Avenatti in gewohnt selbstbewusster Manier auf Twitter.
Besonders gespannt machte ein Bild, das der Anwalt Ende März veröffentlichte, nachdem Donald Trump einmal mehr die Affäre mit Daniels bestritten hat. Darauf sieht man eine CD in einem halboffenen Tresor liegen. Der verheissungsvolle Hashtag dazu: #pleasedenyit (dt. Bitte verleugne es).
Sticheln und piesacken, das kann Avenatti. Und es scheint, als bereite ihm das die meiste Freude.
Avenatti hat selber Probleme
Doch wer sich derart als Verfechter des Rechts aufschwingt sollte darauf achten, selber keine Leichen im Keller zu haben. Immer mehr Leute fragen sich etwa, wie Avenatti überhaupt an seine Informationen kommt, beispielsweise an die Bankdaten von Michael Cohen.
Doch Avenattis grösste Sorge ist die bankrotte Kaffee-Kette Tully's. Diese kaufte der Anwalt 2013 gtemeinsam mit dem Schauspieler Patrick Dempsey (u.a. «Grey's Anatomy). Depmsey verklagte Avenatti noch im selben Jahr. Laut Dempsey war ausgemacht, dass Avenatti den Deal über seine Firma Global Baristas finanziere. Doch das Geld dafür hatte Avenatti offenbar nicht und lieh sich stattdessen 2 Millionen Dollar – zu Wucherzinsen von 15 Prozent. Diese Tatsache verschwieg er dem Schauspieler aber offenbar, weshalb dieser klagte.
Es ist nur eine von über 45 Klagen gegen Tully's die derzeit bei US-Gerichten deponiert sind. Die Kaffee-Kette schuldet den Steuerbehörden rund fünf Millionen Dollar und Privatkläger sitzen auf unbezahlten Rechnungen, wie etwa dieser Kaffee-Bohnen-Hersteller (der Original-Tweet wurde gelöscht, weil laut dem Ersteller seither ein Deal mit Avenatti gemacht wurde).
Avenatti sagt, er besitzt Tully's nicht mehr. Um in der Trump-Cohen-Stormy-Geschichte glaubhaft zu bleiben, muss Avenatti aber bessere Erklärungen liefern. (voi/vof)
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.