Reliquien-Streit
Rätsel um das Sami-Grab

In Bari liegen die Gebeine des heiligen Nikolaus. Türkische Forscher fanden allerdings eine Kammer in der Heimatkirche in Myra, die das Gegenteil beweist.
Publiziert: 24.12.2017 um 20:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:15 Uhr
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Lag hier der heilige Nikolaus begraben?
Foto: Getty Images/Corbis Documentary
Sven Forster

Der heilige Nikolaus ist der Popstar der christlichen Kultur. Zahlreiche Legenden ranken sich um den Bischof, der in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts lebte. Er amtete in einem Teil des Römischen Reiches – der heutigen Türkei. Seine Eltern starben früh und vererbten dem jungen Nikolaus ein grosses Vermächtnis.

Als Teenager reiste er durchs Land und interessierte sich früh für die Armen der Region. Er verteilte sein Vermögen und erarbeitete sich einen guten Ruf. Auch als geweihter Bischof versorgte er die Armen mit diversen Gaben. Er gilt nicht umsonst als Vorbild des Samichlaus.

Italienische Plünderer raubten die alten Knochen

Ungefähr im Jahre 343 starb der Mann mit dem weissen Bart. Seine Überreste wurden in der Sankt-Nikolaus-Kirche in Myra begraben. Knapp 700 Jahre später, kurz vor der türkischen Eroberung der Stadt, plünderten italienische Seefahrer die Kirche und nahmen die Gebeine mit nach Bari. Dort errichteten die Italiener eigens für den Nikolaus eine Kirche – die Basilika San Nicola.

Nun gibt es jedoch Zweifel an der Geschichte der Italiener. Türkische Behörden verweisen darauf, dass sich Nikolaus von Myra noch immer in der Kleinstadt der Türkei befinde. Angeblich gibt es eine unerforschte Kammer unter dem Mosaikboden der alten Kirche. Diverse türkische Archäologen spekulieren nun, dass es sich dabei um das Grab des Heiligen handelt.

In einem Dutzend Kirchen soll es Gebeine des Nikolaus geben

Bis die Kammer geöffnet werden kann, dauert es jedoch noch einige Monate – zuerst muss das Mosaik am Boden abgetragen werden. Sollten tatsächlich alte Gebeine gefunden werden, könnte Myra, heute als Demre bekannt, wieder an Bedeutung gewinnen.

Trotzdem wird mit dieser Entdeckung das Rätsel des Samichlaus nicht gelöst – denn nicht nur in Bari rühmt man sich mit den Gebeinen des Nikolaus. In mindestens zwölf verschiedenen Kirchen in unterschiedlichen Ländern gibt es angeblich Überreste des Bischofs.

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