Die Beleidigung aller Senioren war offenbar Satire. Der deutsche Ableger der Greta-Bewegung Fridays for Future krebste auch sofort zurück, doch der Schaden war angerichtet. Ein Grosseltern-Tweet trat einen Shitstorm los.
«Warum reden uns die Grosseltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei», lautete ein am Montag geposteter Tweet:
«Wir möchten uns aufrichtig bei allen entschuldigen, die sich durch unseren satirisch gemeinten Tweet heute Morgen verletzt gefühlt haben», schrien die Bewegung kurz später. Aber da war der Sturm der Entrüstung schon über die Klimajünger hereingebrochen.
Die Satire verstanden offenbar nur wenige. Sie verstanden, was geschrieben stand: Dass die Alten stören und die Klappe halten sollen, weil sie ja eh nicht mehr lange leben. Die Brüskierten standen gleich Schlange mit erbosten Kommentaren über die nach hinten losgegangene Satire.
Es hagelte «harte Kritik nicht nur von ‹alten weissen Männern› oder AfD-Fans», wie die «Welt» in schrieb - und meinte, dass der Grosseltern-Tweet viel über Fridays for Future verrate. Junge, linke Frauen und Nachwuchspolitiker «echauffieren sich über die Geschmacklosigkeit. Zu Recht».
«Jugend schützt vor Dummheit nicht»
Laut der «Bild» empörte sich Deutschlands Innenstaatssekretär Stephan Mayer (46, CSU) mit den Worten: «Jugend schützt vor Dummheit nicht.» Er wolle es «nicht hinnehmen, dass die Lebensleistung älterer Menschen derart herabgewürdigt wird».
Neuköllns Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky (71, SPD), selber Senior: «Das ist ein unsägliches, dümmliches, ja menschenverachtendes Gequatsche. Klappe halten und zum Sterben weggelegt!? Soll das Friedhofsgemüse einfach den Mund halten?»
Auch Prominente äusserten sich fassungslos: Fortuna-Düsseldorf-Coach Friedhelm Funkel (66) habe «fast Schnapp-Atmung bekommen», als er die Aussage las. Und die Volksmusik-Stars Marianne (66) und Michael (70): «Wir finden das geschmacklos und diskriminierend! Und echt beleidigend!»
Kids haben Humor trotz Klimakatastrophe nicht verloren
Möglich, dass Fridays for Future den Zenith überschritten hat. Vielerorts wird mittlerweile auf die wöchentlichen Streiks verzichtet. Auf das Aufrütteln der Gesellschaft haben realpolitische Schritte zu folgen. Schwierig.
Dabei gibt es auch zahlreiche Anhänger der Klimajugend-Bewegung, die zu den ältesten Semestern zählen, mit auf die Strassen gehen und für Klimaschutz kämpfen. «Sie sind schneller ausser Atem, nicht mehr so gut zu Fuss, sie tun sich mit Computern schwer», kommentierte die «Bild». «Ihr Fridays-for-Future-Kinder wisst nichts vom Leben Eurer Grosseltern. Leistet Ihr erst mal, was Eure Grosseltern geleistet haben.»
Anzurechnen ist den Klimaaktivisten, dass sie den Tweet nicht löschten. Mit dem Tweet-Zusatz «Was darf Satire?» versuchten sie den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und eröffneten eine Debatte. Dabei kam auch Unterstützung ausgerechnet aus der Ecke der Alten. Grandparents for Future meinten, es sei doch toll, dass die «Kids auch nach diesem Klimakatastrophen-Jahr den Humor nicht verloren haben». (kes)