Plötzlich war sie in aller Munde: Am vergangenen Sonntag war Marine Le Pens rechtsextreme Partei, der Front National (FN), im ersten Wahlgang mit landesweit 28 Prozent überraschend stärkste Kraft geworden und in sechs der 13 französischen Regionen vorne gelandet.
Mit besonderer Spannung wurde daher erwartet, ob Le Pen ihren Siegeszug heute – bei der entscheidenden zweiten Regionalwahl – weiter fortsetzen und ihr Front National erstmals in seiner Geschichte eine Region erobern kann.
Nun ist aber noch vor der Bekanntgabe der offiziellen Wahlresultate klar: Das Blatt hat sich für die FN-Chefin bereits wieder gewendet. Laut ersten Hochrechnungen konnten die Rechtskonservativen diesmal keine Wahlregion erobern. Stattdessen waren die Konservativen um Ex-Premier Nicolas Sarkozy erfolgreich.
Fünf Regionen für Sarkozy
Marine Le Pen unterlang unter anderem in Nordfrankreich mit 42 bis 43 Prozent ihrem konservativen Gegner Xavier Bertrand. Ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen (25) musste sich in Südfrankreich ebenfalls einem konservativen Kandidaten geschlagen geben, obwohl sie nach dem ersten Wahlgang vorn gelegen hatte.
Sehr eng war das Rennen hingegen in der ostfranzösischen Region Burgund-Franche-Comté. Dort lag die FN-Kandidatin den Angaben zufolge nur knapp hinter Sozialisten und Konservativen. Le Pen reagierte auf Twitter denn auch prompt mit Durchhalteparolen: «Nichts wird uns aufhalten können.»
Das konservativ-bürgerliche Lager um Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy konnte den Hochrechnungen zufolge in mindestens fünf der 13 Regionen gewinnen. Die Sozialisten von Präsident François Hollande und verbündete Linksparteien gewannen den Hochrechnungen zufolge mindestens vier Regionen.
Letzte Entscheidung vor Präsidentschaftswahl 2017
In der ersten Runde der Regionalwahlen hatte der FN mit 27,7 Prozent sein landesweit bestes Ergebnis erzielt - vor den Konservativen um Sarkozy (26,7) und dem Bündnis der regierenden Sozialisten von Präsident François Hollande (23,1).
In sechs von 13 Regionen lagen die Rechtsextremen vorn. Doch kurz darauf wurden die Karten neu gemischt: Die Sozialisten zogen aussichtslose Kandidaten zurück, um den Rechtsextremen so den Weg an die Spitze zu verbauen. Mit Erfolg, wie sich jetzt zeigt.
Frankreichs Premier Manuel Valls mahnte jedoch nach den ersten Hochrechnungen, die Gefahr, die von den Rechtsextremen ausgehe, sei «noch lange nicht gebannt».
Die Regionalwahlen sind die letzte landesweite Entscheidung vor der Präsidentschaftswahl 2017. Der zweite Wahlgang war nötig, weil am 6. Dezember keine der politischen Parteien die absolute Mehrheit erreicht hatte.
Die Wahlbeteiligung lag sieben Prozent höher als bei den letzten Wahlen 2010 - und auch höher als beim ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag. Mehr als 50 Prozent der Wahlberechtigten gaben diesmal ihre Stimme ab. (gr/SDA)