Österreichs Politik gleicht immer mehr einem Scherbenhaufen. Das Land macht eine veritable Regierungskrise durch. Ausgelöst durch ein Skandalvideo, in dem FPÖ-Mann Heinz-Christian Strache (49) und sein Parteifreund Johann Gudenus (42) zu sehen sind, wie sie einer angeblichen Oligarchen-Nichte Staatsaufträge gegen Wahlkampfhilfe anbieten.
Die Folgen des Polit-Erdbebens: Vizekanzler Strache erklärte seinen Rücktritt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (32) beantragte daraufhin beim Bundespräsidenten Van der Bellen (75) Neuwahlen für September. Er selbst muss sich kommende Woche einem Misstrauensvotum stellen. Und: Am Montagabend traten auch noch alle FPÖ-Minister zurück.
Chaos pur bei unseren Nachbarn! Ganz Österreich rätselt deshalb seit Tagen: Wer steckt hinter dem Ibiza-Video, das zwei Jahre nach der Aufnahme veröffentlicht wurde? Komiker Jan Böhmermann soll nicht der Urheber sein, obwohl er im Vorfeld offenbar Kenntnis davon hatte.
Neue Spur führt zu Wiener Anwalt
Seit Dienstagnachmittag gibt es nun eine neue, heisse Spur. Ein Wiener Anwalt soll laut dem zurückgetretenen FPÖ-Politiker Johann Gudenus die Treffen vermittelt haben, die letztlich zum Skandalvideo auf Ibiza führten. Das sagte jener Gudenus, der auf den Aufnahmen für den damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aus dem Russischen übersetzt, dem «Kurier».
«Eine Immobilienmaklerin, die mit uns seit langem befreundet ist, hat angerufen und gesagt, da interessiert sich jemand für euer Jagdgrundstück», behauptete Gudenus im Gespräch mit der Zeitung. «Der Anwalt hat dann den weiteren Kontakt gelegt, hat mir bestätigt, dass die Identitäten der Herrschaften echt sind», wird Gudenus weiter zitiert.
Als Beweis für die Zahlungskräftigkeit der angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen legte der Anwalt einen Beleg vor, der nachweisen sollte, dass die Lettin bereits eine Geldsumme auf ein Treuhandkonto des Anwalts eingezahlt habe. Das berichtet «Die Presse».
«Per Zufall» gleichzeitig auf Ibiza
Ein erstes Treffen in Wien, bei dem auch die vermeintliche Oligarchen-Nichte und der Wiener Anwalt teilgenommen haben sollen, hat es demnach am 24. März 2017 gegeben. Auf Ibiza dagegen sei der Anwalt nicht dabei gewesen, erklärte Gudenus.
Gudenus traf die vermeintliche Lettin sowie einen Begleiter weitere Male in Wien. Der FPÖ-Politiker erzählte, dass er und Strache ihre Sommerferien gerne auf Ibiza verbringen würden, worauf die beiden Lockvögel angaben, zufällig zur gleichen Zeit auf der Baleareninsel zu sein. Man machte ein Treffen in der Villa ab, wo dann die ganzen Szenen mitgeschnitten wurden.
Anwalt des Anwalts schaltet sich ein
Beim Anwalt soll es sich um den auf Immobilienrecht spezialisierten M. handeln, der in der noblen Wiener City residiert. Das berichtet «oe24». Der 43-jährige M. stammt aus dem Iran und studierte in Wien. Seit 2009 hat er eine eigene Kanzlei.
«Ich ersuche namens meines Mandanten um Verständnis, dass dieser aufgrund von Verschwiegenheitsverpflichtungen für ein Gespräch nicht zur Verfügung stehen kann», teilte der Anwalt des Anwalts der Zeitung mit. «Bitte beachten Sie strikt, dass mein Mandant keine Zustimmung zu identifizierender Berichterstattung erteilt.»
Auch die mutmasslichen Beweggründe des Anwalts bleiben vorerst unklar. (nim)