Regierungschaos in Israel
Netanjahu-Vertrauter darf nicht Minister werden

Das Oberste Gericht in Israel hat die Ernennung eines Ministers der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für ungültig erklärt. Arie Deri muss aufgrund seiner Verurteilung wegen Steuerflucht im vergangenen Jahr seiner Ämter enthoben werden.
Publiziert: 18.01.2023 um 16:37 Uhr
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Arie Deri darf nicht Minister werden.
Foto: Wikipedia

Das Höchste Gericht in Israel hat sich gegen die Ernennung eines Mitglieds der neuen Regierung gestellt. Der Vorsitzende der strengreligiösen Schas-Partei, Arie Deri (63), kann sein Amt als Innen- und Gesundheitsminister nicht behalten, urteilten die Richter am Mittwoch.

Die Richter stuften die Ernennung als «unangemessen» ein. Bürgerrechtler hatten zuvor wegen dessen krimineller Vergangenheit Beschwerde eingelegt. Das Urteil gilt als schwerer Schlag gegen die neue Regierung des wiedergewählten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu (73).

Deri ist mehrfach verurteilt, zuletzt 2021 wegen Steuerhinterziehung. Um dennoch in der neuen rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanjahu Innen- und Gesundheitsminister ernannt werden zu können, wurde eigens ein Gesetz geändert. Später sollte er im Rahmen einer Rotationsvereinbarung Finanzminister werden.

Höchstes Gericht soll geschwächt werden

Es wird befürchtet, dass der neue Justizminister Jariv Levin (53) aufgrund des Gerichtsurteils noch schneller mit seinen Plänen zur Schwächung des Höchsten Gerichts voranschreiten könnte. In den vergangenen Wochen gingen Zehntausende Menschen in Israel dagegen auf die Strassen. Am Samstag ist erneut eine grosse Demonstration in Tel Aviv geplant.

Eine Mehrheit im Parlament soll den Plänen nach ein Gesetz verabschieden können, auch wenn es nach Ansicht des Höchsten Gerichts gegen das Grundgesetz verstösst. Levin will ausserdem die Zusammensetzung des Gremiums zur Ernennung von Richtern ändern. Er wirft dem Höchsten Gericht etwa eine übermässige Einmischung in politische Entscheidungen vor.

Deri wurde im Jahr 2000 wegen Bestechlichkeit, Korruption und Untreue auch während seiner Zeit als Innenminister zu drei Jahren Haft verurteilt. 2013 erlebte er ein politisches Comeback. 2021 musste er dann wegen neuer Steuervergehen sein Abgeordnetenamt niederlegen und bekam im Rahmen eines Vergleichs Bewährung. Er hatte vor Gericht versichert, aus der Politik aussteigen zu wollen. (SDA/AFP/chs)


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