Die burmesische Regierung macht kurzen Prozess. In Rakhine, einem Bundesstaat an der Westküste Burmas, fuhren in den vergangenen Wochen die Bulldozer auf. Dutzende Dörfer, in denen bis vor Kurzem Angehörige der verfolgten muslimischen Minderheit der Rohingya lebten, wurden dem Erdboden gleichgemacht. Das zeigen Satellitenbilder, die Human Rights Watch veröffentlicht hat.
Die Menschenrechtsorganisation ist alarmiert. Sie wirft der Regierung Burmas die absichtliche Vernichtung von Beweisen vor. «Wer diese Gebiete dem Erdboden gleichmacht, löscht die Erinnerung aus», sagte Brad Adams, der die Asien-Abteilung von Human Rights Watch leitet. Dabei handle es sich um Behinderung der Justiz.
Brandstiftung, Massentötungen und Vergewaltigungen
Rund 700'000 Rohingya flohen seit Beginn der Offensive des burmesischen Militärs vergangenen Sommer in den Nachbarstaat Bangladesch. Die Militäroperation war die Antwort der Regierung auf mehrere Anschläge muslimischer Rebellen. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt, laut Berichten kam es zu Massentötungen und Vergewaltigungen. Die Vereinten Nationen sprechen von einer «ethnischen Säuberung».
Burma weigert sich bislang, einer Untersuchungskommission der Uno – einer sogenannten «Fact-Finding Mission» – Zugang zu den betroffenen Gebieten zu gewähren. Stattdessen vernichtet sie nun laut Human Rights Watch systematisch Beweise für die in Rakhine begangenen Gräueltaten. Mindestens 55 Dörfer seien seit Ende 2017 zerstört worden. Die meisten Ortschaften seien im vergangenen Jahr durch Brandstiftung vollständig oder teilweise zerstört worden. Doch auch vom Feuer unbeschädigte Dörfer sind laut der Menschenrechtsorganisation plattgewalzt worden.
Burma widerspricht
Die burmesische Regierung dementiert dies. Man habe die Dörfer planiert, um Raum für Wiederaufbau zu schaffen. «Es werden nur die niedergebrannten oder zerstörten Dörfer eingeebnet, nicht lebendige», sagte ein Sprecher. Laut der burmesischen Organisation für humanitäre Hilfe, die im Herbst vergangenen Jahres ins Leben gerufen worden war, müsse man sich mit den Arbeiten beeilen, da im April bereits die Monsun-Saison beginne.
Human Rights Watch zweifelt an dieser Darstellung. «Die Räumung Dutzender Dörfer durch die Regierung lassen die Zweifel wachsen, dass Rohingya-Familien nach Hause zurückkehren können», sagt Adams. Die burmesische Regierung hatte im November angekündigt, innert zwei Monaten Hand zur Rückkehr vertriebener Muslime zu bieten.
Taten folgten den Worten bislang allerdings nicht. Erst in zwei Wochen sollen laut der Regierung erste Flüchtlinge zurückkehren können. Allerdings nicht in ihre Dörfer, sondern vorerst lediglich in provisorische Rückführungs-Camps.(lha/SDA)