Vom 23. bis 26. Mai dürfen alle wahlberechtigten EU-Bürger bestimmen, wer in Strassburg und Brüssel künftig die Fäden in der Hand hält. Doch nicht nur altgediente Politiker wollen ins EU-Parlament. Auch Rechte, Promi-Köche und Esoteriker kämpfen um den Einzug ins Hohe Haus der EU, das seinen Hauptsitz in Strassburg hat. Denn: Kleinparteien haben aussergewöhnlich gute Chancen, einen Sitz zu ergattern.
In Deutschland sollten dafür schon 0,6 Prozent der Stimmen reichen – bei der Bundestagswahl braucht man mindestens fünf. Das bringt den Kleinparteien nicht nur Mitbestimmung, sondern auch Zugang zu Geldtöpfen des EU-Parlaments und der Parteienförderung. Die bekommt beispielsweise in Deutschland, wer nachweislich in der Gesellschaft verwurzelt ist – massgebend dafür sind Mitgliedszahlen und Stimmanteile bei den Wahlen.
BLICK zeigt die skurrilsten Kandidaten:
Yanis Varoufakis (58)
Griechenlands Ex-Finanzminister tritt in – Achtung! – Deutschland an. Möglich macht es ein Wohnsitz in Berlin – und das europaweite Linksbündnis «DiEM25». Das wird unter anderem von Pamela Anderson unterstützt.
Klaus Armstroff (62)
Am 1. Mai schockierten die martialischen Bilder der rechten Demo in Plauen (D) Beobachter. Die Kleinpartei dahinter, «Der Dritte Weg», tritt stolz zur Europawahl an – mit dem Parteivorsitzenden Armstroff auf Listenplatz Nummer 1. Aussicht auf einen Sitz hat die Partei kaum, da sie bislang nur regional aktiv ist. Das dürfte den Neonazis egal sein: Die Teilnahme an der Wahl garantiert abhängig vom Stimmenanteil staatliche Finanzhilfe.
Martin Sonneborn (53)
Der wohl grösste Profiteur der bereits bei der letzten Europawahl weggefallenen Sperrklausel. Der deutsche Satiriker sitzt schon seit 2014 als fraktionsloser Abgeordneter für «Die PARTEI» im EU-Parlament. Angetreten war er damals mit dem Versprechen, immer abwechselnd mit «Ja» und «Nein» zu stimmen.
Sarah Wiener (56)
Prominente Kandidatin für altbewährte Partei. Die TV-Köchin tritt auf Listenplatz 2 für die österreichischen Grünen an – hat also gute Chancen. Themenmässig ist das ihrem Beruf näher als bei manchem anderen Promi-Kandidaten: nachhaltige Landwirtschaft, gesunde Ernährung, Biodiversität und Tierschutz.
Silvio Berlusconi (82)
Der Cavaliere wills noch mal wissen. Er kandidiert als Spitzenkandidat seiner Partei «Forza Italia». Nützlich: Ein Sitz im EU-Parlament schützt vor Strafverfolgung.
Alessandra Mussolini (56)
Die Diktatoren-Enkelin kämpft an der Seite von Ex-Ministerpräsident Berlusconi. Und ist ein alter EU-Hase: Seit 2014 sitzt sie für «Forza Italia» im EU-Parlament, davor schon mal von 2004 bis 2008 für die neofaschistische «Alternative Soziale».
Nigel Farage (55)
Weil der Brexit immer noch nicht durch ist, müssen die Briten widerwillig noch mal mitwählen. Ironie der Geschichte: Bereits seit 20 Jahren sitzt EU-Gegner Nigel Farrage für sie im Hohen Haus der EU. Dem prominenten Brexit-Verfechter gelang für seine neugegründete «Brexit Party» ein echter Coup: Mit ihm kandidiert Annunziata Rees-Mogg (40), die Schwester des prominenten Vertreters der harten Brexit-Fraktion bei der Tory-Partei, Jacob Rees-Mogg.
Rachel Johnson (53)
Politik spaltet Familien. Rachel Johnson, Reality Star («Big Brother») und Schwester von Ex-Aussenminister Boris Johnson, tritt gegen das Brexit-Lager für die ebenfalls neugegründete Remain-Partei «Change UK» an.
Raphaël Glucksman (39)
Der bekannte Journalist – berühmt vor allem für seinen Vater, den Star-Philosophen André Glucksmann – mischt schon länger die französische Linke auf. Nun möchte er Frankreichs Sozialisten retten. Mit einer neugegründeten Partei tritt er bei der Europawahl an.
Ilie Nastase (72)
Früher Nummer eins der Tennis-Weltrangliste, heute nur noch eine Nummer bei der Kleinpartei UNPR (Nationale Union für den Fortschritt Rumäniens). Die Vereidigung als EU-Parlamentarier wäre aber nicht der einzige Treueschwur, den er vorhat: Bald will er seine 43 Jahre alte neue Freundin heiraten – Ehefrau Nummer fünf.
Die Europawahl 2019 ist die Direktwahl zum Europäischen Parlament und sie findet vom 23. bis 26. Mai in den Mitgliedstaaten der EU statt. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die kommende Europawahl.
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