Der Schock sitzt nicht nur in Berlin tief. Unmittelbar nach der Horror-LKW-Fahrt in der deutschen Hauptstadt wissen viele nicht, wie mit der grausamen Tat umzugehen ist. So etwa eine Berliner Lehrerin: Sie wollte heute mit ihren Erstklässlern einen Ausflug zum Ku'damm (dort befindet sich der Tatort) machen. In der WhatsApp-Gruppe der Eltern ging ein intensiver Streit los.
«Sicherheit geht vor. Mein Kind fährt nicht», schrieben einige gemäss deutschen Medien. Andere argumentierten, dass der Stadtteil nach dem Anschlag so sicher sei wie noch nie. Bei allen kam jedoch die Frage auf: Wie sage ich es den Kindern?
«Berlin! My heart is with you!», twitterte Eddie Fisher, Gitarrist der Teenie-Pop-Gruppe. Auch der Bürgermeister von Nizza äusserte sich. «Die gleiche Methode. Die gleiche blinde Gewalt», schrieb Philippe Pradal, der vor wenigen Monaten einen Anschlag ähnlicher Art in seiner Stadt erlebte.
Provokation der Rechtspopulisten
Österreichs Bundeskanzler Christian Kern forderte eine «genaue Analyse» und «konsequente Antworten». Frankreichs Präsident François Hollande sprach Deutschland das Beileid aus: «Die Franzosen teilen die Trauer der Deutschen angesichts dieser Tragödie, die ganz Europa trifft.»
Gewohnt hetzerisch hingegen reagierten Vertreter der Rechtspopulisten. So twitterte etwa AfD-Mann Marcus Pretzell: «Es sind Merkels Tote!» Ihr Motiv gemäss einem Artikel in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», der Stunden vor dem Anschlag veröffentlicht wurde: Reine Provokation. Man wolle mit «sorgfältig geplanten Provokationen» kritisiert werden – das sei positiv für die Partei, so ein Strategiepapier.
In die gleiche Kerbe schlugen die Jungspunde der hiesigen SVP. Sie teilten auf Facebook die Route von der Schweiz nach Berlin. Ihre Botschaft zwischen den Zeilen: Wie lange dauert es noch, bis dies in der Schweiz passiert?