China landet auf der Rückseite des Mondes
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Mit Roboterfahrzeug an Bord:China landet auf der Rückseite des Mondes

Raumsonde «Chang’e 4» sendet Bilder von der unbekannten Seite unseres Trabanten
Hinter dem Mond spielt China Star Wars

China ist es gelungen, eine Sonde auf der Rückseite des Mondes zu landen. Die Experimente, die hier durchgeführt werden sollen, haben wohl nicht nur wissenschaftlichen Charakter.
Publiziert: 03.01.2019 um 19:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2019 um 09:28 Uhr
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Eine Animation des chinesischen Rovers, der nun auf dem Mond herumfährt.
Foto: Imago
Guido Felder

Den Chinesen ist im All eine Sensation gelungen. Zum ersten Mal in der Geschichte haben sie auf der Rückseite des Mondes eine Raumsonde aufsetzen lassen. Menschen sind bei der «Chang'e 4» keine an Bord, dafür ein Roboterfahrzeug, dessen irdisches Ausstellungsmodell neben der chinesischen Flagge einen ebenso grossen Werbeschriftzug von TAG Heuer trägt.

Die Uhrenfirma in La Chaux-de-Fonds NE ist seit 2017 strategischer Partner und offizieller Zeitmesser des chinesischen Mondprogramms. Die Chinesen vertrauen der Marke, weil das Modell 2915A von TAG Heuer die erste Uhr im All war und die Firma grosse Erfahrung aufweist. US-Astronaut John Glenn (1921–2016) trug die Stoppuhr 1962 bei seiner Mission «Friendship 7», auf der er dreimal die Erde umrundete.

Armee hat grossen Einfluss 

Die nach einer Mondgöttin benannte chinesische Raumsonde «Chang’e 4» setzte gestern um 3.26 Uhr Schweizer Zeit neben dem Aitken-Krater auf, der einen Durchmesser von 138 Kilometern aufweist. Da er der älteste und tiefste Krater ist, soll das 140 Kilo schwere Roboterfahrzeug hier nach altem Gestein und Rohstoffen suchen. Die Chinesen haben vor, den Mond zu kolonisieren und als Energielieferanten zu nutzen. Wegen der geringen Anziehungskraft eignet sich der Erdtrabant auch für den Abschuss von Raketen ins tiefere Weltall.

Die geplanten Experimente wie Bodenschätze schürfen, Signale aus dem All abfangen und Gemüse anpflanzen tönen sehr wissenschaftlich. Doch die Chinesen verfolgen damit auch andere Ziele. Mauro Mantovani, Dozent Strategische Studien an der Militärakademie in Birmensdorf ZH, erklärt: «Mit dieser Raumsonde kann durchaus Dual-use-Technologie getestet werden, also solche, die auch in militärischen Systemen Verwendung hat.» Die chinesische Volksbefreiungsarmee übe einen grossen Einfluss auf das Raumfahrtprogramm aus.

Fast 70 militärische Satelliten

Laut Mantovani entwickle China seit Jahren eine Palette weltraumgestützter Fähigkeiten zur Unterstützung eigener militärischer Operationen, aber auch zum Abschuss oder zur Störung von Satelliten möglicher Gegner. Mantovani: «Ein 2014 erstmals getestetes Anti-Satellitensystem macht offenbar Fortschritte. Fast 70 Satelliten werden aktuell zu militärischen Zwecken unterhalten, also zur Kommunikation, Navigation, Positionsbestimmung, Meteorologie und elektronischen Aufklärung.»

Zudem wird China 2020 sein eigenes Satellitennavigationssystem Beidou, eine Konkurrenz zum amerikanische GPS, in Betrieb nehmen. Mantovani: «Beidou soll auch die Zielbestimmung auf militärtaktischer Ebene unterstützen.»

Chinesen bauen Raumstation

Dank neuer, leistungsstarker Raketen kann China nun auch den Bau einer eigenen, ständigen Raumstation vorantreiben, die schon 2022 eingeweiht werden könnte. Weil die internationale ISS 2024 ausgemustert werden soll, wären die Chinesen nicht nur auf dem Mond allen einen Schritt voraus, sondern auch die Einzigen mit einer permanenten Aussenstation im All.

Der Chefentwickler des chinesischen Mondprogramms, Wu Weiren, sprach nach der Landung von «Chang’e 4» von einem «sehr guten Anfang». Und er kündigte an: «Wir bauen nun China zu einer Luft- und Raumfahrtmacht aus.»

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