52 Eisbären laufen auf der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja frei herum und kommen Menschen in Siedlungsgebieten gefährlich nah. Im Dorf Beluschja Guba trauen sich die Bewohner kaum, ihre Häuser zu verlassen. Kinder werden in bewaffneten Konvois zur Schule gebracht und auch Erwachsene fahren nur noch mit dem Auto zur Arbeit. Alleine rumzulaufen ist verboten.
Der Leiter des russischen WWF-Klimaprogramms, Alexei Kokorin, macht die Eisschmelze für diese ungewöhnliche Invasion verantwortlich. In den sozialen Medien macht sich aber auch der Unmut über die Mülldeponie, die die Bären angezogen haben soll, breit. Das Problem mit den Abfallbergen bestehe offenbar seit Jahren. Eine Verbrennungsanlage gibt es nicht.
Tiere wühlen in Abfällen
Tierschützer posten Bilder aus den letzten 15 Jahren, auf denen die Tiere – wie heute – in den Haushaltsabfällen wühlen. «Schaut doch mal, was die Menschen dort für eine Sauerei machen. Zuerst schmeissen sie ihren Müll überallhin und beklagen sich dann, dass die Tiere nicht abgeschossen werden dürfen. In der Tat, was für eine Willkür», schreibt eine Frau auf Facebook.
«Ist doch klar, dass es die Bären dorthin zieht, wo sie Essensreste – besonders Fleisch und Fisch – riechen. Kriegt doch endlich das Problem mit dem Müll in den Griff, statt darüber nachzudenken, die armen Bären abzuknallen!», schreibt ein Mann auf Instagram.
Verbrennungsanlage soll bis 2020 gebaut werden
Der Gouverneur der Region, Schiganscha Musin, lebt seit 1983 auf Nowaja Semlja. «Wir hatten schon immer Eisbären hier. Aber so viele auf einmal habe ich noch nie gesehen», sagt er gegenüber russischen Medien. Auch er bedauert die ökologische Situation und verspricht: «Bis 2020 ist eine totale Liquidation der Mülldeponie geplant. Ausserdem soll bis dann eine Verbrennungsanlage gebaut werden», sagt Musin.
Am Dienstag sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur «Tass», dass in den letzten zwei Tagen keine Bären mehr in den Dörfern gesichtet wurden. «Wir wissen aber, dass sie noch in der Nähe sind. Wie viele genau, können wir derzeit nicht sagen. Wegen des heftigen Schneesturms beträgt die Sicht weniger als einen Kilometer», sagt er.
Am Mittwoch wird ein Team von Spezialisten der Naturschutz-Behörde in den Norden reisen, um die Eisbären zu betäuben und in ein von Siedlungen entferntes Gebiet zu bringen.