Raubtier-Experte Strickler über die tödliche Attacke auf Schweizerin (32)
«Ein Leopard ist der perfekte Töter»

Wegen der Hitze schlief M.B.* (32) in einem halboffenen Holzhaus. Mitten in der Nacht wurde sie von einem Leoparden getötet. Das Raubtier gilt als potenter Jäger und perfekter Töter. Die Attacke überrascht trotzdem.
Publiziert: 23.11.2015 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:25 Uhr
Wunderschön – und sehr gefährlich.
Foto: Facebook/Siyafunda Wildlife & Conservation
Von Andrea Trueb

«Wenn ein Leopard angreift, hat ein Mensch keine Chance», sagt René Strickler über den dramatischen Todesfall in einem Busch-Camp in Südafrika. Der Betreiber und Inhaber eines Raubtierparks in Subingen bei Solothurn hat während Jahren mit Leoparden gearbeitet. Der letzte  Leopard, der im Park lebte, wurde stolze 28 Jahre alt. 

Für den Raubtier-Experten ist klar, dass Leoparden «sehr, sehr gefährliche Raubkatzen» sind. Auch wenn das Opfer wach gewesen wäre, hätte es sich gegen den angreifenden Leoparden kaum wehren können, ist Strickler überzeugt: «Leoparden sind sehr gewandte Kämpfer, wahnsinnig schnell und unglaublich wendig.» Ausserdem seien Leoparden sehr mutige Tiere. Eine fatale Kombination für ihre Opfer.

Raubtier-Experte René Strickler mit zwei Löwinnen.
Foto: Kurt Reichenbach

In der Regel springe die Raubkatze ihrem Opfer an den Hals: «Ein Leopard ist der perfekte Töter. Er greift gezielt an der Schwachstelle von einem anderen Lebewesen an.» Warum die Frau zum Opfer wurde, ist unklar. Strickler: «Vielleicht war es ein Muttertier, dass seine Jungen verteidigen wollte. Vielleicht traf der Leopard auf seiner Beutetour zufällig auf die Frau.»

Menschen normalerweise nicht auf Speiseplan

Dass ein Leopard in freier Wildbahn Menschen auf seinem Speisezettel hat, ist für Robert Zingg vom Zoo Zürich sehr ungewöhnlich. Von Löwen und Tigern sei bekannt, dass sich einzelne Tiere auf Menschen als Beute spezialisierten. Von Leoparden sei ein solches Verhalten hingegen nicht bekannt. Im Asiatischen Raum lebten Leoparden nahe beim Menschen und würden deren Haustiere erbeuten. Die Menschen selber aber nicht.

«Der tragische Vorfall in Südafrika ist eine Ausnahme, und muss einen besonderen Hintergrund haben», ist Zingg überzeugt. Eine mögliche Erklärung wäre beispielsweise, dass der betreffende Leopard krank war und keine andere Beute erwischte.

Gemäss Statistik seien Leoparden, Tiger und Jaguare aber tatsächlich die gefährlichsten Raubkatzen. Zingg: «Es gibt - etwa in Zoos - viel mehr Zwischenfälle als mit Löwen.» Leoparden seien äusserst potente Räuber: «Sie sind blitzschnell, ein Risiko besteht immer.»

* Name der Redaktion bekannt

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