Raubgrabungen in Syrien
IS-Terroristen plündern in «industriellem Ausmass»

Sofia – Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat archäologischer Stätten in Syrien in «industriellem Ausmass» geplündert. Satellitenbilder belegten tausende illegale Raubgrabungen, sagt die Unesco-Chefin Irina Bokova.
Publiziert: 16.09.2015 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:48 Uhr

Bokova rief am Mittwoch in Sofia eindringlich dazu auf, dem Schmuggel und Schwarzhandel mit geraubten Kunstschätzen und Kulturgütern, die der Finanzierung der Miliz dienten, Einhalt zu gebieten.

Kunstschätze werden vom IS zum Teil ausser Landes geschafft, zum Teil aber auch vor Ort zerstört. Der IS vertritt eine radikal-sunnitische Islamauslegung. Die Verehrung von Monumenten wie Schreinen ist nach der Auffassung der Extremisten Götzendienst.

Der syrische Machthaber Baschar al-Assad räumte derweil militärische Unterstützung durch den Iran ein. Dies bedeute aber nicht, dass «der Iran seine Armee oder bewaffnete Kräfte nach Syrien schickt», sagte Assad in einem Interview mit mehreren russischen Fernsehsendern.

Teheran schicke «militärische Ausrüstung», und es gebe einen Austausch von Militärexperten. Der Iran gilt neben Russland als einer der wichtigsten Verbündeten von Assad.

Einen Rücktritt auf Druck von westlichen Staaten lehnt der syrische Machthaber ab. Nur das syrische Volk könne in Wahlen darüber bestimmen, wer es regiere, sagte er. «Der Präsident kommt mit der Zustimmung des Volks durch Wahlen in sein Amt», sagte er.

«Und wenn er es verlässt, dann, weil das Volk es will und nicht aufgrund eines Urteils der Vereinigten Staaten, des UNO-Sicherheitsrats oder der Genfer Konferenz», sagte Assad. «Wenn das Volk es will, bleibt der Präsident. Im gegenteiligen Fall sollte er rasch zurücktreten.»

Washington besteht jedoch auf einer Ablösung des syrischen Präsidenten. Aussenminister John Kerry habe in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow erklärt, dass es für den Bürgerkrieg in Syrien «ohne einen Übergang weg von Assad» keine Lösung geben könne, teilte das Aussenministerium mit.

Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum verteidigte die Militärhilfe seines Landes an Syrien am Dienstag. Putin sagte, dort seien die meisten Menschen nicht vor der Armee, sondern vor islamistischen Gruppen wie dem IS auf der Flucht. Moskau werde die «legitime» syrischen Führung weiterhin militärisch unterstützen.

Hinweise auf ein verstärktes militärisches Engagement Russlands in Syrien hatten zuletzt in Washington für Beunruhigung gesorgt. Die US-Regierung befürchtet, dass dabei auch von ihr als gemässigt bezeichnete Rebellen in die Schusslinie geraten könnten, die mit westlicher Unterstützung gegen Assad kämpfen.

Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian kündigte Luftangriffe gegen den IS in Syrien für die «kommenden Wochen» an. «Sobald wir eindeutig identifizierte Ziele haben», würden die Angriffe erfolgen, sagte Le Drian dem Radiosender France Inter.

Die französische Luftwaffe fliegt seit dem 8. September Aufklärungseinsätze über Syrien. Staatschef François Hollande sagte laut einem Regierungssprecher am Mittwoch im Kabinett, die Bedrohung auch Frankreichs durch den IS rechtfertige die Angriffe.

Der australische Verteidigungsminister Kevin Andrews teilte am Mittwoch mit, dass zum ersten Mal ein australischer Militärjet im Kampf gegen den IS ein Ziel in Syrien angegriffen habe. Australien beteiligt sich seit vergangenem Jahr an der Anti-IS-Koalition.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wies ihrerseits Forderungen nach einem militärischen Engagement Deutschlands in Syrien zurück. Die Bundeswehr sei schon in hohem Masse engagiert im Kampf gegen den IS, sagte sie im ZDF. Sie verwies auf den Beitrag Deutschlands bei der Ausbildung und Ausrüstung kurdischer Peschmerga-Kämpfer und anderer Gruppen im Nordirak.

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