Rassistisch oder nicht?
Deutsche Städte streichen den Begriff «Schwarzfahren»

Die Verkehrsbetriebe zweier grosser deutscher Städte – Berlin und München – streichen offiziell das Wort «Schwarzfahren». Wie sehen die Schweizer Verkehrsunternehmen das Ganze?
Publiziert: 09.07.2021 um 20:56 Uhr
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Ein Werbeplakat der Berliner Verkehrsbetriebe aus dem Jahr 2016. Heute wird das Wort «Schwarzfahren» aus der offiziellen Kommunikation verbannt – auch bei der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG.
Foto: BVG

Der im Sprachgebrauch weit verbreitete Begriff «Schwarzfahren» ist rassistisch – findet die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Deswegen tauscht er nun sämtliche Plakate, auf denen das Wort zu finden ist, systematisch aus. Wo zuvor noch Aufkleber mit der Aufschrift «Schwarzfahren kostet 60 Euro!» hingen, steht jetzt: «Ehrlich fährt am längsten».

Gegenüber der «Bild» heisst es, das Ganze sei eine «Massnahme für zeitgemässere Kommunikation». Auch in Berlin strichen die Verkehrsbetriebe (BVG) das Wort «Schwarzfahren» aus der internen und externen Kommunikation – aus Angst vor Rassismus-Vorwürfen.

Das sagt die SBB

Wie stehen die Schweizer Verkehrsbetriebe zu der Rassismus-Thematik des Wortes? Die SBB distanziert sich vom Begriff: «Das Wort existiert in der offiziellen Terminologie der SBB nicht und hat es auch noch nie», erklärt Mediensprecher Reto Schärli gegenüber Blick. Stattdessen heisse es seit jeher «Reisen ohne gültigen Fahrausweis».

Auf der Webseite der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) wird das Wort jedoch noch verwendet. «Schwarzfahren lohnt sich nicht», lautet der Slogan bei der Information zu den Gebühren. Die VBZ verweisen bei einer Anfrage durch Blick auf den Zürcher Verkehrsbund (ZVV).

«Im Volksmund stark verbreitet»

Mediensprecherin Milena Ragaz erklärt: «Es ist schwer, sich dem ganz zu entziehen, denn der Begriff wird immer wieder an uns herangetragen, weil er im Volksmund stark verbreitet ist.» Im Grundsatz und in der offiziellen Kommunikation spreche man aber von «Reisenden ohne gültiges Ticket».

Doch hat das Wort «Schwarzfahren» tatsächlich einen rassistischen Ursprung? Laut dem Sprachwissenschaftler Eric Fuss ist das nicht der Fall. Gegenüber der «Münchner Abendzeitung» erklärt er, dass «Schwarzfahren» dem jiddischen Wort «shvarts» entstamme, was Armut bedeute. (aua)


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