Randale bei Legida-Jahrestag
Schweizer Rechtsextremer sorgt in Leipzig für Aufruhr

Seit seiner gescheiterten Nationalrats-Kandidatur ist der ehemalige Sprecher von Pegida Schweiz, Ignaz Bearth (30) vor allem in Deutschland aktiv. Auch beim gestrigen Legida-Jubiläum in Leipzig, bei dem Rechtsradikale einen ganzen Stadtteil verwüsteten, war der Ostschweizer prominenter Gastredner.
Publiziert: 12.01.2016 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:34 Uhr
Von Gregory Remez

Es war die perfekte Bühne für den St. Galler Rechtspopulisten Ignaz Bearth: Am Jahrestag der Legida-Bewegung (Leipziger Arm der Pegida) im Leipziger Stadtzentrum durfte der 30-Jährige gestern unter tosendem Applaus gegen Ausländer, Politiker und Medien hetzen.

«I love Pegida»: So präsentiert sich Ignaz Bearth zurzeit auf Facebook.

Nach Pegida-Chef Lutz Bachmann und der Hauptrednerin des Abends, der einstigen Hamburger AfD-Politikerin und heutigen Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling, war kurz nach 20.30 Uhr Bearth an der Reihe.

Die rund 3400 anwesenden Anhänger skandierten die Rede des Gründers der «Direkt­demokratischen Partei Schweiz» (DPS) und einstigen Mitglieds der ultrarechten Pnos mit den bekannten Rufen: «Widerstand», «Merkel muss weg» und «Lügenpresse».

Ignaz Bearth ist in Deutschland kein Unbekannter. Nach seiner erfolglosen Kandidatur für den Nationalrat hatte der Ostschweizer vermehrt an Kundgebungen der Pegida-Bewegung in Deutschland, unter anderem in Dresden und im bayrischen Schirnding, teilgenommen.

Seine nächste Rede findet laut seiner Facebook-Seite bereits am nächsten Montag in München statt.

«Afro-arabische Sexterroristen» in Köln

Gefordert wurde von den Populisten des Pegida-Ableges das Übliche: die «sofortige Schliessung aller Grenzen», die «Wiederherstellung der inneren Sicherheit» sowie «eine «unabhängige und unbestechliche Justiz».

Zugleich lobte man Polen, wo die rechtsextreme Regierung gerade linientreue Gefolgsleute an den Spitzen der Medien installiert.

«Rapefugees not welcome»: Anhäger der fremdenfeindlichen Legida bei der gestrigen Kundgebung in der Leipziger Innenstadt.
Foto: AP Photo/Markus Schreiber

Ausgeschlachtet wurden allen voran die Ereignisse der Kölner Silvesternacht. Festerling sprach etwa von einem «flächendeckenden Terroranschlag auf blonde, weisse, deutsche Frauen» durch «afro-arabische Sexterroristen». Die Schuld für die sexuellen Übergriffe trage die Politik, weil diese die deutsche Bevölkerung schutzlos ausgeliefert hätte, so Festerling polemisch.

Zahlreiche Legida-Anhänger trugen schwarze T-Shirts mit dem weiss-roten Aufdruck «Rapefugees not welcome» und einem Bild, auf dem drei Muslime eine Frau verfolgen.

Pegida-Chef Bachmann hatte in den vergangenen Tagen auf Facebook offensiv für die «Rapefugees»-T-Shirt geworben und sich damit eine Strafanzeige vom sächsischen Landesvorsitzenden der Grünen wegen Volksverhetzung eingehandelt.

Gewalt am Rande von Legida

An mehreren Gegenveranstaltungen, zu denen ein breites Bündnis aus Vereinen, Initiativen und Parteien ausser AfD und CDU aufgerufen hatte, nahmen bis zu 2900 Personen teil. Auf dem Innenstadtring bildeten die Gegendemonstranten bei strömendem Regen eine Lichterkette für Weltoffenheit und Toleranz.

Die Leipziger Polizei, die mit einem Grossaufgebot von mehreren Hundertschaften, zehn Wasserwerfern und einem Hubschrauber im Einsatz war, versuchte, beide Lager voneinander zu trennen.

Die Kundgebungen im Stadtzentrum gingen laut der Polizei «ohne grössere Probleme» über die Bühne. Zu gewalttätigen Ausschreitungen kam es dagegen zur gleichen Zeit im für seine links-autonome Szene bekannten Stadtteil Connewitz.

Mehrere hundert Hooligans, laut Polizei aus dem rechtsextremen Spektrum, setzen dort Autos in Brand, zündeten Pyrotechnik und zerschlugen Dutzende Schaufensterscheiben. Die Beamten nahmen anschliessend 250 Randalierer fest.

Später steckten nach Polizeiangaben auch linke Gruppen Mülltonnen in Brand und versuchten, Barrikaden zu errichten. Von Verletzten wurde nichts bekannt.

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