Rund ein auf zwei Meter gross ist das Wrackteil, das der Franzose Johnny Bègue und seine Arbeitskollegen vorgestern an der Küste von La Réunion aus dem Wasser zogen. Inzwischen ist klar, dass es sich dabei wie vermutet um das Stück eines Flügels einer Boeing 777 handelt – und folglich mit höchster Wahrscheinlichkeit tatsächlich um das erste gefunden Wrackteil der seit über 16 Monaten verschollenen Malaysia-Airlines-Maschine mit der Flugnummer MH370.
Entscheidender Hinweis war dabei die Zahlen-Buchstabenkombination «657 BB» auf dem Steuerruder. Doch auch die Schäden am sogenannten Flaperon könnten wertvolle Hinweise liefern.
Steuerruder wohl vom Flügel gerissen
«CNN» zitiert diesbezüglich aus einer kurzen Analyse von Michael Exner, Co-Gründer der Firma American Mobile Satellite. Exner ist Kopf einer unabhängigen Gruppe Experten, die nicht zum ersten Mal Untersuchungen zum Verschwinden von Flug MH370 veröffentlichen.
Ihm zufolge lassen die Schäden am Steurruder darauf schliessen, dass es in der Luft vom Flugzeug getrennt wurde. So weist die Vorderkante des Flaperons kaum Schäden auf, wohingegen die hintere Kante stark beschädigt ist. Sie ist zerfetzt, als sei sie vom Flügel gerissen worden.
Hätte sich das Steuerruder noch am Flugzeug befunden, als es die Wasseroberfläche durchbrach, müsste auch die vordere Kante beschädigt sein, schreibt Exner. «Aber da ist praktisch kein sichtbarer Schaden durch Komprimierung.»
Viel wahrscheinlicher sei daher, dass das Flaperon wegen sehr hoher Fluggeschwindigkeit und vielleicht aufgrund eines Unterbruchs der Stromversorgung und der Hydraulik, nachdem der Treibstoff ausgegangen war, vom Flügel gerissen wurde. Das deute darauf hin, dass es zu einem Auseinanderbrechen der Maschine noch in der Luft kam.
Suchradius könnte eingegrenzt werden
Die Frage nach der Absturzursache kann aber auch dieser Erklärungsversuch nicht beantworten. Handelte es sich um einen technischen Fehler, aufgrund dessen Crew und Passagiere bewusstlos wurden und das Flugzeug stundenlang ohne Kontrolle weiterflog? War es ein misslungener Terroranschlag oder eine Entführung? Oder beging ein Crewmitglied einen Mitnahmesuizid?
Der Suchradius könnte aufgrund des Fundes zwar unter Berücksichtigungen von Strömungs-Berechnungen eingegrenzt werden. Aber auch wenn die Blackbox doch noch gefunden wird, ist aufrund der beschränkten Zahl an verfügbaren Daten nicht sicher, dass sie das Rätsel um Flug MH370 vollständig löst. (lha)