Rätsel-Absturz über der Wüste Sinai
Die letzte Reise der kleinen Darina

Am Samstagmorgen stürzte ein Flugzeug auf der Sinai-Halbinsel ab. Unter den 224 Passagieren befanden sich 17 Kinder, darunter die zehn Monate alte Darina Gromova.
Publiziert: 01.11.2015 um 19:47 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:01 Uhr
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Baby Darina bestaunt am Flughafen Sankt Petersburg Darina Flugzeuge.
Foto: ZVG
Von Guido Felder

Sie genossen das warme Wetter in Ägypten und freuten sich auf ihr Zuhause im russischen St. Petersburg. Dort kommen die 217 Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder nie an. Flug 7K 9268 stürzt am Samstagmorgen auf der Sinai-Halbinsel ab, 23 Minuten nach dem Start in Sharm el-Sheikh. Die Maschine gehörte der russischen Fluggesellschaft Kogalymavia, die unter dem Namen Metrojet nach Ägypten fliegt.

Unter den Todesopfern sind mindestens 17 Kinder. Das jüngste: die zehn Monate alte Darina Gromowa. Ein Foto zeigt das Baby, wie es am Flughafen St. Petersburg an einem Fenster lehnt und den startenden Maschinen zuschaut. «Unser wichtigster Passagier», schrieb ihre Mutter Tatjana Gromowa unter das Bild und postete es in sozialen Medien. Es war vor zwei Wochen aufgenommen worden – vor dem Abflug in die Ferien.

Unter den Opfern ist auch die dreijährige Anastasia. Auf einem Foto trägt ihr Vater Juri Shein († 38) sie die Gangway hoch in den Airbus A321. Vor dem Abflug schreibt er: «Hallo Peter (damit meint er St. Petersburg), auf Wiedersehen Ägypten. Wir gehen nach Hause.»

Es sind die letzten Worte und die letzten Bilder von Menschen, die in Ägypten unbeschwerte Ferien verbrachten. In St. Petersburg halten ihre Angehörigen Mahnwache. Flug 7K 9268 verschwand am Samstag gegen 6.20 Uhr Ortszeit vom Radar. Der Pilot hatte technische Probleme gemeldet und um eine Notlandung gebeten. Die Absturzursache ist noch unklar, trotzdem brüstet sich der IS damit, er habe die Maschine abgeschossen.

Inzwischen ist bekannt, dass der abgestürzte Airbus im Jahr 2001 bei einen Unfall beschädigt worden war. Bei einer Landung in Kairo schlitterte das Heck über die Piste – ein sogenannter Tailstrike. Das Flugzeug musste repariert werden. Die besondere Schwierigkeit dabei: Im Heck ist der hintere Deckel der Passagier-Druckkabine montiert. Wird hier gepfuscht, entwickelt sich das Problem zu einer Zeitbombe, schreibt das Onlineportal «welt.de». Wegen schlechter Arbeit in diesem Bereich seien schon mehrere Flugzeuge abgestürzt.

War die Maschine also nachlässig gewartet worden? Co-Pilot Sergej Truchatschew jedenfalls hatte ein ungutes Gefühl, als er in Sharm el-Sheikh ins Flugzeug stieg. Laut seiner Frau telefonierte er kurz vor dem Start mit der Tochter. In NTV sagte die Ehefrau: «Er hat sich beschwert, dass der technische Zustand des Fliegers sehr zu wünschen übrig lässt.»

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