Der geplante Blitzkrieg von Kreml-Chef Wladimir Putin (69) ist gescheitert. Inzwischen sind schon drei Monate vergangen. Noch immer hält die ukrainische Armee die Stellung und drängt die Russen zurück. Doch mittlerweile sind Putins Truppen auf dem Vormarsch. Russlands Armee hat sich vor allem auf Angriffe im Osten des Nachbarlandes konzentriert. Insbesondere nach dem Fall der Hafenstadt Mariupol vor einigen Tagen befürchtet die Ukraine dort nun verstärkt russische Offensiven.
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste hat Russland bei seiner Offensive in der Ostukraine einige lokale Fortschritte gemacht. Überhaupt habe Moskau die Intensität seiner Aktivitäten im Donbass deutlich verstärkt und versuche dort, mehrere Städte zu umzingeln, hiess es am Dienstagmorgen in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums.
Schon seit Monaten veröffentlicht die britische Regierung in ungewöhnlich offener Art und Weise regelmässig Geheimdienstinformationen zum Verlauf des Angriffskriegs. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
«Alles Lebende zu eliminieren»
Die Russen wollen Schlüsselpositionen im Osten erobern und setzen dafür heftige Bombardierungen ein, wie die ukrainische Regierung mitteilt.
Die Lage im Donbass sei sogar «extrem schwierig», da die Russen versuchten, «alles Lebende zu eliminieren», sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) in der Nacht zum Dienstag. Russland versucht, demnach die Städte Sewerodonezk und Lyssytschansk einzukreisen. Offenbar sind Putins Truppen sind nach ersten Angaben nur noch 25 Kilometer entfernt.
Das Verteidigungsministerium berichtete von heftigen Kämpfen um Bachmut. Der Fall von Bachmut in der Region Donezk würde den russischen Truppen die Kontrolle über einen entscheidenden Knotenpunkt verschaffen, der derzeit als Kommandozentrale für einen Grossteil der ukrainischen Kriegsanstrengungen im Osten dient. «Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir dabei sind, Evakuierungen zur Pflicht zu machen», erklärte der Leiter der Militärverwaltung von Bachmut, Serhij Kalian.
Russen sollen auf flüchtende Zivilisten schiessen
Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, berichtete hingegen von so schwerem Beschuss in Sewerodonezk, dass Evakuierungen unmöglichen seien. «Eine solche Dichte des Beschusses wird es uns nicht erlauben, die Menschen in aller Ruhe zu sammeln und sie zu holen», erklärte er auf Telegram.
Im Süden schien die Front hingegen stabil zu sein, auch wenn die Ukrainer Gewinne für sich beanspruchen. Das ukrainische Südkommando berichtete in der Nacht zum Dienstag von einem «Vorstoss» seiner Divisionen «durch die Region Mykolajiw in Richtung der Region Cherson». Die Ukrainer beschuldigten die russischen «Besatzer» zudem, fliehende Zivilisten durch Minen, Bomben und Schüsse zu töten. (SDA/AFP/jmh)