Nach den Misserfolgen der letzten Wochen lässt Wladimir Putin (69) keinen Stein auf dem anderen. Nicht nur zieht er sich aus dem Norden zurück, um seine Kräfte im Osten neu zu bündeln. Er setzt auch erstmals einen Verantwortlichen vor Ort für die Invasion der Ukraine ein. Dies berichteten unter anderem die «BBC» und die «New York Times».
Beim neuen Oberbefehlshaber handelt es sich um General Aleksander Dwornikow (60). Er verfügt über Kampferfahrung aus dem Syrien-Konflikt, in dem er ab 2015 ein Jahr lang die russischen Streitkräfte befehligte. Das Ziel von Putin ist unklar. Vermutlich, so wird spekuliert, soll mit dem Schritt unter anderem die bisher schwache interne Kommunikation der russischen Armee verbessert werden.
Strategie unklar – Syrien lässt Böses erahnen
In der Zeit seines Kommandos absolvierten die russischen Luftstreitkräfte über 9000 Einsatzflüge und wirkten unter anderem an der Rückeroberung von Palmyra im März 2016 durch die von russischen Spezialkräften begleitete syrische Armee mit, wie BBC damals schrieb.
Die «New York Times» schreibt, Dwornikow Kommando sei aber auch von Angriffen auf Krankenhäuser und zivile Wohnviertel geprägt gewesen, was von Menschenrechtsorganisationen und westlichen Staaten verurteilt wurde. Unklar ist, ob Dwornikow diese Strategie in der Ukraine wiederholen wird.
Ein Held der Russischen Föderation
Dwornikow absolvierte 1978 die Suworow-Militärschule in Ussurijsk und trat 1979 in die Rote Armee ein. Dort machte er steile Karriere. Am 17. März 2016 wurde Dwornikow die Auszeichnung Held der Russischen Föderation verliehen.
Westliche Beobachter gehen davon aus, dass die Russen sich nach Belarus und Westrussland zurückgezogen haben, um sich mit Waffen und Nachschub zu versorgen und danach die Ostukraine erneut anzugreifen.
«Russland positioniert seine Streitkräfte neu»
«Zu diesem Zeitpunkt glauben wir, dass Russland seine Kriegsziele revidiert», sagte etwa der nationale Sicherheitsberater des Weissen Hauses, Jake Sullivan, diese Woche. «Russland positioniert seine Streitkräfte neu, um seine Offensivoperationen auf die Ost- und Teile der Südukraine zu konzentrieren, anstatt den grössten Teil des Territoriums anzugreifen.»
US-amerikanische und ukrainische Beamte haben zudem davor gewarnt, dass eine bevorstehende russische Offensive in der ukrainischen Donbass-Region grausam und blutig sein werde. (vof)