Putin zieht über Ex-Spion her
Skripal ist ein «Verräter» und ein «Drecksack»

Russlands Staatschef Wladimir Putin hält nicht viel von der Opferrolle für den Ex-Spion Sergej Skripal. Für das Opfer eines Gift-Anschlags hat er stattdessen nur Beschimpfungen übrig.
Publiziert: 03.10.2018 um 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 08:59 Uhr
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Während einer Energie-Tagung in Moskau hat sich Wladimir Putin abschätzig über den Ex-Agenten Sergej Skripal geäussert.
Foto: AP / Alexander Zemlianichenko

Die Affäre um den vergifteten Ex-Spion Sergej Skripal (67) scheint Wladimir Putin (65) zu ärgern. Nun hat sich der russische Staatschef am Mittwoch zu verbalen Entgleisungen verleiten lassen.

Es passiert im Rahmen eines Energieforums in Moskau: Vor versammelter Menge erzählt Putin, wie Sergej Skripal in Russland fünf Jahre Haft abgesessen habe, eher er das Land nach seiner Freilassung verlassen habe und nach Grossbritannien gegangen sei. Dort habe er anschliessend mit den westlichen Geheimdiensten zusammengearbeitet. Skripal war in Russland als britischer Spion verurteilt und bei einem Austausch 2010 freigelassen worden. Seitdem lebte er in Salisbury in Südengland.

Wochenlang im Spital

Putin nennt Skripal einen «Verräter» und einen «Drecksack». Manche Journalisten würden gemäss Putin die Idee verbreiten, Sergej Skripal sei eine Art Menschenrechtsaktivist. «Er war aber ein Spion. Und er ist ein Vaterlandsverräter.» Ausserdem sei er schlicht ein Drecksack.

Mit dem Giftanschlag auf Skripal und dessen 33-jährige Tochter Julia will die russische Regierung aber dennoch weiter nichts zu tun haben. Bei einer Attacke am 4. März 2018 wurden die beiden in der englischen Stadt Salisbury mit Nowitschok vergiftet. Sergej und Julia Skripal überlebten den Angriff, mussten aber Wochenlang im Spital behandelt werden. Der Fall löste eine internationale Krise und Sanktionen aus, weil London Moskau als Drahtzieher beschuldigt.(cat/SDA)

Was ist Nowitschok?

Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.

Tödlicher «Neuling»

Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.

Einfache Herstellung

Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»

Anwendung als Puder

Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.

Gegenmittel

Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.

Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.

Tödlicher «Neuling»

Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.

Einfache Herstellung

Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»

Anwendung als Puder

Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.

Gegenmittel

Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.

Der Fall Skripal und die Schweiz

Am 4. März wurden Ex-Doppelagent Sergei Skripal und seine Tochter im englischen Salisbury vergiftet. Untersuchung ergaben, dass es sich beim Gift um den in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok handelt. Obwohl die Skripals überlebten, endete der Anschlag schliesslich tödlich: Anfang Juni kam in Grossbritannien ein Paar mit dem Gift in Kontakt – die Frau starb.

Die Russen streiten ab, hinter dem Anschlag zu stehen. Stattdessen beschuldigten sie die OPCW, falsche Ergebnisse veröffentlicht zu haben. Teil dieser Fake-News-Attacke war auch das Labor Spiez. Kurz darauf wurde zudem bekannt, dass mutmasslich russische Hacker versucht hatten, sich über das Labor Spiez Zugang zu IT-Systemen anderer Labors zu erschleichen.

Am 4. März wurden Ex-Doppelagent Sergei Skripal und seine Tochter im englischen Salisbury vergiftet. Untersuchung ergaben, dass es sich beim Gift um den in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok handelt. Obwohl die Skripals überlebten, endete der Anschlag schliesslich tödlich: Anfang Juni kam in Grossbritannien ein Paar mit dem Gift in Kontakt – die Frau starb.

Die Russen streiten ab, hinter dem Anschlag zu stehen. Stattdessen beschuldigten sie die OPCW, falsche Ergebnisse veröffentlicht zu haben. Teil dieser Fake-News-Attacke war auch das Labor Spiez. Kurz darauf wurde zudem bekannt, dass mutmasslich russische Hacker versucht hatten, sich über das Labor Spiez Zugang zu IT-Systemen anderer Labors zu erschleichen.

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