Putin will 40 neue Atomraketen
Alles nur ein Bluff?

Putin will bis Ende Jahr 40 Interkontinentalraketen anschaffen. Ist das der Anfang eines zweiten Kalten Kriegs? Oder einfach nur heisse Luft?
Publiziert: 17.06.2015 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:26 Uhr
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Foto: Wladimir Putin gestern bei der Eröffnung der Militär-Messe.

Putins Ankündigung liess den Westen aufhorchen. Bis Ende Jahr werde Russland über 40 Interkontinentalraketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können, anschaffen, sagte der Präsident gestern an einer Militärmesse in Kubinka.

Die Geschosse könnten «selbst die technisch am weitesten entwickelten Luftabwehrsysteme» durchbrechen, erklärte er. Zudem bekräftigte Putin die Absicht, bis 2020 mindestens 70 Prozent des Waffenarsenals zu modernisieren.

Eine Reaktion der Nato liess nicht lange auf sich warten. Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von «nuklearem Säbelrasseln» und kritisierte die Pläne Russlands als «destabilisierend und gefährlich». US-Aussenminister John Kerry warnte vor einem zweiten Kalten Krieg. Doch inwiefern ist die Ankündigung Putins überhaupt realistisch?

«Der Appetit des Kremls übersteigt sein Portemonnaie»

Stimmen werden laut, die zu bedenken geben, dass sich Russland die von Putin angekündigte Modernisierung des Waffenarsenals gar nicht leisten kann. Sanktionen des Westens, der Zerfall des Ölpreises, Inflation und wirtschaftlicher Stillstand: Russland steht kurz vor einer Rezession. Vor zwei Monaten musste Russland deshalb das Budget nach unten korrigieren. «Der Appetit des Kremls übersteigt sein Portemonnaie», zitiert die «New York Times» einen ranghohen Vertreter des russischen Militärs.

Der oppositionsnahe russische Ökonom Sergej Gurjew schrieb vergangenen Monat in einem Kommentar, dass Russland bis im April schon über die Hälfte des Militärbudgets für 2015 aufgebraucht habe.

«Wir haben falsch kalkuliert»

Kommt hinzu, dass andere Posten der Militär-Modernisierung offenbar deutlich mehr Rubel verschlingen werden als geplant. Die 2300 neuen Armata-Panzer, die Russland bis 2020 kaufen will, sollen 250 Prozent mehr kosten. «Wir haben falsch kalkuliert», gab der stellvertretende russische Verteidigungsminister Jurij Borisow im Frühling zu. Einen konkreten Betrag nannte er allerdings nicht.

Vor diesem Hintergrund scheint Putins «Säbelrasseln» zu einer leeren Drohung zu verkommen. Putin sei bewusst, dass es das eine ist, die Krim zu besetzen oder ein Nachbarland zu destabilisieren, sagt der unabhängige russische Militär-Analyst Alexander Golts zur «New York Times». Etwas ganz anderes sei es allerdings, es im Zweifel mit der Nato aufzunehmen. Russland fehle es hierfür an Personal und Waffen. Weshalb für Putin nur noch die Drohung mit einem Nuklearschlag geblieben sei. (lha)

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