Studien belegen Einfluss
«Mondsüchtig» ist kein Hirngespinst

Nachtruhe, Haarwachstum, Geburten oder Gewicht: Viele Menschen sind überzeugt, dass der Mond Einfluss auf Körper und Gesundheit nimmt. Nun scheinen zwei Studien den Mondgläubigen zumindest teilweise Recht zu geben.
Publiziert: 28.01.2021 um 06:51 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2021 um 07:27 Uhr
Mondaufgang am Matterhorn: Doch der Mond kann mehr, als nur das Gemüt erfreuen. Beispielsweise lenkt er den Menstruationszyklus und den Schlaf, wie Forscher jetzt bewiesen haben wollen. (Symbolbild)
Foto: VALENTIN FLAURAUD

Wie Forscher im Fachblatt «Science Advances» berichten, könnten Mondphasen sowohl auf Schlafmuster wie auch auf Menstruationszyklen von Frauen wirken.

Für die erste Studie statteten Forscher um den Biologen Leandro Casiraghi von der Universität von Washington 98 Probanden mit Schlafsensoren am Handgelenk aus. Dabei handelte es sich um indigene Einwohner dreier argentinischer Dörfer mit je gar keinem, wenig oder durchgängigem Zugang zu Elektrizität. Deren Schlafdaten wurden mit denen von 464 US-Studenten aus Seattle ergänzt.

In allen Gruppen gingen die Menschen in den drei bis fünf Tagen vor Vollmond später ins Bett und schliefen kürzer. Der beobachtete Effekt war indes an Orten mit regelmässiger Elektrizität weniger stark ausgeprägt. So schliefen Menschen ohne Strom in dunklen Nächten 25 Minuten länger als in Vollmondnächten, bei Menschen mit eingeschränktem Zugang zu Licht waren es 19 Minuten und bei jenen mit vollem Zugang 11 Minuten.

Ob auch der weibliche Zyklus vom Mond beeinflusst werden kann, prüften die Autoren der zweiten Studie. Dafür wurden die Menstruationszyklen von 22 Frauen aus einem Zeitraum von durchschnittlich 15 Jahren ausgewertet und dann mit dem entsprechenden Mondzyklus abgeglichen.

Nach Auskunft der Studienleiterin Charlotte Förster von der Universität Würzburg setzt sich der Mondzyklus aus drei Teilen zusammen: Dem Wechsel zwischen Voll- und Neumond, der Position des Mondes relativ zum Äquator bei der Umrundung der Erde und der sich verändernden Entfernung zwischen den beiden. Das nächtliche Mondlicht scheine der stärkste Taktgeber zu sein.

Es folgten nicht alle Frauen den Mondzyklen und wenn doch, dann nur für bestimmte Zeiträume: Im Durchschnitt trat bei Frauen unter 35 Jahren die Menstruation in knapp einem Viertel der erfassten Zeit synchron mit dem Voll- oder Neumond auf, bei Frauen über 35 Jahren nur in knapp einem Zehntel der Zeit.

Die Synchronizität nehme ausserdem nicht nur mit zunehmendem Alter ab: Sie scheine auch in dem Masse zu sinken, in dem Frauen nachts künstlichem Licht ausgesetzt seien. Die Wissenschaftler betonen zudem, dass ihre Studie lediglich Plausibilitäten, nicht aber Kausalitäten aufzeige.

Studie 1 Mond und Schlaf: *Fachartikelnummer DOI 10.1126/sciadv.abe0465

Studie 2 Mond und Menstruationszyklus: *Fachartikelnummer DOI 10.1126/sciadv.abe1358

(SDA)

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