In einem vom FBI beschlagnahmten Tagebuch habe Mohammad Youssuf A. 2013 Gedanken an Suizid niedergeschrieben, sagte ein Vertreter seiner Familie am Montag dem Fernsehsender ABC News. Der junge Mann habe den Wunsch geäussert, «ein Märtyrer zu werden», nachdem er seine Stelle wegen Drogenkonsums verloren habe.
In den vergangenen Monaten habe A. unter Problemen mit einer Zwölf-Stunden-Nachtschicht in einem neuen Job gelitten, sagte der Vertreter der Angehörigen. Daher habe der 24-Jährige begonnen, Schlaftabletten einzunehmen. Ausserdem habe er Schmerzmittel und Marihuana konsumiert. Seine Schulden hätten sich auf einige tausend Dollar belaufen.
A.s Familie schickte ihn den Angaben zufolge zu Verwandten in Jordanien, damit er dem schlechten Einfluss seiner Freunde in den USA entgehe. Ausserdem hätten die Angehörigen versucht, ihm eine Behandlung seiner psychischen Probleme zu verschaffen. A. sei «anfällig für schlechten Einfluss» gewesen und offenbar betroffen über Medienberichte über im Bürgerkriegsland Syrien getötete Kinder, sagte der Repräsentant der Familie.
Die Ermittler untersuchen unter anderem A.s Auslandsreisen nach möglichen Kontakten mit Extremisten. Einer seiner Freunde sagte dem Sender CNN jedoch, A. sei der Ansicht gewesen, dass Extremisten wie die der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) «das Falsche tun». Er habe den IS für eine «dumme Gruppe» gehalten, deren Tun «völlig gegen den Islam» sei. Auch andere Bekannte von A. hatten zuvor gesagt, er habe seinen muslimischen Glauben praktiziert, sei aber keineswegs fanatisch gewesen.
Der 24-Jährige hatte nach Darstellung der Behörden am Donnerstag zunächst vor einem Rekrutierungsbüro der Armee in Chattanooga das Feuer eröffnet. Anschliessend lieferte er sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei und fuhr zu einem Reservistenzentrum, wo er vier Marineinfanteristen erschoss. Der Schütze wurde schliesslich von der Polizei getötet. Ein Matrose erlag später seinen Verletzungen.
Der mutmassliche Schütze wurde in Kuwait geboren, wuchs aber in den USA auf und erhielt dort die Staatsbürgerschaft. Er studierte in Tennessee Ingenieurswissenschaften und arbeitete 2013 für kurze Zeit in einem Atomkraftwerk. Er sei entlassen worden, als sich herausstellte, dass er nicht die Mindestanforderungen für den Job erfüllte, sagte eine Sprecherin des Energieversorgers FirstEnergy.
Nach Angaben seiner Familie litt A. jahrelang an Depressionen. Die Familie sprach am Wochenende den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus und versprach, bei der Aufklärung mit den Behörden zusammenzuarbeiten.