«Ich weiss, dass Sie noch nie vor diesen Entscheidungen standen und auch noch nie schwanger waren, aber für die Frauen da draussen, die vor diesen Entscheidungen standen, ist das eine unglaublich schwierige Sache», sagte Jen Psaki (42) am Donnerstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus.
Ein Journalist hatte zuvor die Frage aufgeworfen, wie US-Präsident Joe Biden (78) trotz seines Glaubens Abtreibung unterstützen könne.
Auch Taxifahrer könnten angeklagt werden
Das sogenannte Herzschlag-Gesetz aus Texas verbietet Abtreibungen, sobald der Herzschlag des Fötus festgestellt worden ist. Das kann schon in der sechsten Schwangerschaftswoche der Fall sein. Viele Frauen wissen zu diesen Zeitpunkt noch nicht, dass sie schwanger sind.
Eine Ausnahme gibt es nur für medizinische Notfälle. Bei Vergewaltigungen gibt es dagegen keine Ausnahmen. Aussergewöhnlich an der Regelung ist, dass sie Privatpersonen ermöglicht, zivilrechtlich gegen jene vorzugehen, die einer Frau bei einem Schwangerschaftsabbruch helfen. Damit könnte es Klagen gegen eine Reihe von Personen geben – etwa gegen jemanden, der eine Betroffene zu einem Abtreibungstermin fährt, Eltern, die für eine Abtreibung zahlen oder Beschäftigte des Gesundheitswesens.
Sollte das Gesetz in Kraft bleiben, fürchten Frauenrechtsorganisation eine regelrechte Jagd auf alle, die Schwangere bei Abtreibungen unterstützen.
«Beispielloser Angriff auf Verfassungsrechte einer Frau»
Biden hatte empört darauf reagiert, dass das Gesetz am Mittwoch in Kraft getreten war und der oberste Gerichtshof der USA einen Eilantrag dagegen abgelehnt hatte. Die Entscheidung des Supreme Courts sei «ein beispielloser Angriff auf die Verfassungsrechte einer Frau», hatte er erklärt. «Dieses Gesetz ist so extrem, dass es nicht mal Ausnahmen im Fall von Vergewaltigung oder Inzest zulässt», kritisierte er.
Psakis Antwort auf die Frage des Reporters wurde in sozialen Netzwerken zahlreich geteilt. Der 78-jährige Biden ist bekennender Katholik. Er spricht oft über seinen Glauben und betont oft, dass der Glaube ihm dabei geholfen habe, persönliche Tragödien durchzustehen. «Er glaubt, dass es das Recht einer Frau ist. Es ist der Körper einer Frau und es ist ihre Entscheidung», sagte die 42-jährige Psaki über die Haltung des Präsidenten zu Schwangerschaftsabbrüchen.
Hollywood-Stars prangern Gesetz an
Auch Hollywood-Stars und Künstler, darunter die Oscar-Preisträgerinnen Reese Witherspoon (45) und Rita Moreno (89), laufen gegen das strenge neue Gesetz zu Schwangerschaftsabbrüchen im US-Bundesstaat Texas Sturm. «Ich stehe hinter den Frauen von Texas, die verfassungsmässig das Recht haben, über ihre Gesundheit und ihren Körper zu entscheiden», schrieb Witherspoon am Donnerstag auf Twitter. Sie verlinkte einen Aufruf der Familienplanungsorganisation «Planned Parenthood», die mit einer Petition zur Gegenwehr aufruft.
US-Sängerin Pink mahnte auf Twitter, das «extreme» Abtreibungs-Verbot in Texas werde als Blaupause für ähnliche Gesetze in anderen Bundesstaaten dienen, wenn nichts dagegen unternommen werde. Schauspielerin Kerry Washington rief zum Kampf für Selbstbestimmung und freie Nachwuchsplanung auf. Auch Amy Schumer, Eva Longoria, Bella Hadid, Dua Lipa, Elizabeth Banks und viele weitere Prominente stellten sich hinter die Aktion. (SDA)