Er werde das Land nicht in die Hände bewaffneter Banden und Drogenhändler geben, sagte Moise am Donnerstagabend (Ortszeit) laut der Tageszeitung «Le Nouvelliste» in einer Rede an die Nation im haitianischen Fernsehen.
Demonstranten errichteten Strassensperren und warfen Steine auf Polizisten. Die Polizei drängte die Menschen mit Tränengas zurück. Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) drückte in einer Mitteilung Besorgnis über die Situation in Haiti aus. Die Organisation rief die Regierung des Staats auf, einen Dialog zu beginnen und die Menschenrechte zu achten, um eine friedliche Lösung zu finden.
Moise warnt vor Bürgerkrieg
Er kritisierte Mitglieder der Opposition, die an den Demonstrationen teilgenommen hätten. «Es ist inakzeptabel, dass Leute, die eine offizielle Funktion haben, in den Strassen Seite an Seite mit von der Justiz gesuchten Bandenchefs demonstrieren.»
Moise mahnte an, dass ein Bürgerkrieg in Haiti niemanden nützen würde. «Ich habe die Stimme des Volks gehört. Ich kenne die Probleme, die es quält», sagte der Präsident. Einem Rücktritt erteilte er eine Absage. Er sei zum Präsidenten gewählt worden und arbeite für die Bevölkerung. Zuvor hatte er auf Twitter erklärt, der Konflikt in dem Karibikstaat könne nur durch einen Dialog und ohne Gewalt gelöst werden. Am Donnerstag waren erneut Tausende Menschen auf die Strassen gegangen, um den Rücktritt des Präsidenten zu fordern.
Botschafter ziehen Familien ab
In der Hauptstadt Port-au-Prince blieben aus Sicherheitsgründen mehrere ausländische Vertretungen und Botschaften geschlossen. Laut Medienberichten haben mehrere diplomatische Vertretungen beschlossen, Familienangehörige von Botschaftsmitarbeitern in Sicherheit zu bringen. Das US-Aussenministerium habe die Ausreise von Kindern beantragt, berichtete die Nachrichtenagentur HPN am Mittwoch. Zudem habe sich die Vertretung der Europäischen Union in Port-au-Prince dazu entschieden, Familienangehörige in die Dominikanische Republik zu bringen.
Das öffentliche Leben in dem Karibikstaat ist seit Beginn der Proteste am vergangenen Donnerstag weitgehend lahmgelegt. Schulen blieben geschlossen, ganze Stadtteile der Hauptstadt waren mit Strassensperren aus Riefen abgeriegelt, wie lokale Medien berichteten.
Warum kam es zu Protesten?
Die Demonstranten werfen der Regierung vor, Geld aus einem Hilfsfonds veruntreut zu haben, das eigentlich für den Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben 2010 verwendet werden sollte. Bei dem Beben waren Hunderttausende Menschen ums Leben gekommen.
Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Staat ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig, neben der grassierenden Korruption ist auch Gewaltkriminalität ein grosses Problem.
Die Proteste begannen am vergangenen Donnerstag, seitdem kamen mehrere Menschen ums Leben. Eine offizielle Zahl der Toten wurde zunächst nicht bekanntgegeben. Haiti liegt im Westen der Insel Hispaniola, auf der Osthälfte befindet sich die Dominikanischen Republik, die politisch stabiler ist. Die Opposition weigerte sich, einen Dialog ohne einen Rücktritt des Präsidenten zu beginnen. (SDA)