Im Februar und März demonstrierten sie auf der Strasse für Demokratie, gegen Korruption und für Aufklärung eines Journalistenmords. Nun werden sie von der Polizei verhört. Seit letzter Woche wurden mehrere Organisatoren der Demonstrationen mit dem Motto «Für eine anständige Slowakei» von der slowakischen Antikorruptions-Polizei vorgeladen und verhört. Laut einer anonymen Anzeige sollen die Organisatoren einen Putsch geplant und finanzielle Unterstützung vom linken ungarisch-amerikanischen Investor George Soros (88) bekommen haben.
Den Namen hatte im März der damalige slowakische Regierungschef Robert Fico (54) ins Spiel gebracht, als Zehntausende gegen ihn und sein korruptes Machtnetz, das bis in die Polizeibehörden reicht, auf die Strasse gingen. Sie forderten unter anderem eine schnelle Aufklärung des Mords am slowakischen Ringier-Reporter Jan Kuciak (†27) und seiner Verlobten Martina Kusnirova (†27), die im Februar erschossen worden waren.
Konten durchleuchten
Die Proteste liefen unter dem Motto «Für eine anständige Slowakei». Premierminister Fico witterte darin einen Versuch der Opposition, die Gesellschaft zu destabilisieren. Die Ansteck-Broschen, die die Demonstranten zum Gedenken an die Ermordeten trugen, seien, so Fico, sicher noch vor dem Mord produziert worden. Dem eigenen Staatspräsidenten Andrej Kiska (55) warf der Premier vor, gemeinsam mit dem Investor George Soros einen Umsturz in der Slowakei zu planen.
In einem Interview mit dem tschechischen Radiosender «Echo24» wiederholte jetzt Ex-Premier Robert Fico diesen Vorwurf: Die Leute, die die Proteste organisiert hatten, stammten aus Organisationen, die von Soros bezahlt würden.
Diese Verschwörungstheorien gefruchtet. Wie das Nachrichtenportal «Dennik N» schreibt, wurde eine anonyme Anzeige gegen die Organisatoren der Proteste eingereicht – darunter etwa die Maturandin Karolina Farska (20). Mehrere Organisatoren wurden seit letzter Woche von der Antikorruptions-Polizei zu Verhören vorgeladen. Die Polizei hat angekündigt, die Konten der Protest-Organisatoren zu durchleuchten – um zu sehen, ob dort Zahlungen vom amerikanisch-ungarischen Milliardär eingegangen sind.
Unter Beobachtung?
Karolina Farska ist fassungslos. «Das ist Schikane!», so die Protest-Mitorganisatorin gegenüber BLICK. Doch es geht noch weiter.
«Echo24» sagte Robert Fico nämlich auch: «Wir wissen sehr gut, wer sich mit wem getroffen und wer welche Rolle gespielt hat.» Man habe interessante Informationen über die Organisatoren der Demonstrationen. Beobachter werten dies als Eingeständnis, dass die damalige Regierung diese Bürger überwachen oder gar abhören liess. Farska: «Falls dem so ist, sind dies Mittel eines Regimes, dass wir schon hinter uns glaubten.»