Der brutale Tod von George Floyd (†46) schockt die USA. Die dritte Nacht in Folge protestierten Menschen gegen Polizeigewalt, im ganzen Land. Und die Lage eskaliert immer weiter, vor allem in Minneapolis: Protestler schiessen Molotowcocktails auf die Polizisten, die feuern mit Tränengas zurück und setzen Schlagstöcke ein. Gebäude sind seit Stunden in Flammen, Geschäfte leergeräumt – geplündert von einigen Demonstranten. In der Nacht auf Donnerstag stirbt ein Mann bei den Krawallen. Die Polizei ermittelt.
Am Donnerstag hat der Gouverneur des US-Bundesstaats Minnesota reagiert und die Nationalgarde mobilisiert. Gouverneur Tim Walz erklärte am Donnerstag (Ortszeit) einen Notstand für Minneapolis und umliegende Gebiete, wie aus seiner Verfügung hervorging. Die Nationalgarde zählt zur Reserve der US-Armee.
Nun seien mehr als 500 Soldaten dorthin entsandt worden. «Unsere Mission ist es, Leben zu schützen, Eigentum und das Recht auf friedliche Demonstrationen zu wahren. Ein wichtiges Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Feuerwehren in der Lage sind, auf Notrufe zu reagieren», schreibt die Nationalgarde auf Twitter.
Immer wieder Polizeigewalt
In Minnesota kommt es immer wieder zu Polizeigewalt – nicht nur von Weissen auf Schwarze. 2017 erschoss der dunkelhäutige Polizist Mohamed Noor (34) die weisse, unbewaffnete Australierin Justine Damond (†40) vom Beifahrersitz des Streifenwagens aus. Damond hatte die Polizei wegen einer mutmasslichen Vergewaltigung in der Nachbarschaft alarmiert. Noor wurde zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Der Tod von George Floyd gibt der Diskussion über die Polizeigewalt und Übergriffe auf Schwarze in den USA neuen Schub. Wie eine Statistik der Washington Post zeigt, sind seit 2015 über 5000 Menschen durch die Polizei erschossen worden. Zwar gab es seither mit 2385 Opfern fast doppelt so viele tote Weisse als Schwarze, allerdings starben prozentual zur Ethnie viel mehr Schwarze. In den USA sind 60 Prozent der Bevölkerung weiss und 13 Prozent schwarz.
Umgekehrt sieht die Verbrecherstatistik aus. Das FBI zählte 2018 über 5,6 Millionen bekannte Kriminelle. 54 Prozent davon waren weiss, 27 Prozent schwarz. Gemessen an der Zugehörigkeit zu den Ethnien ist hier der Anteil der Schwarzen deutlich grösser. (nim/kin/gf/szm/SDA)