Aufruhr in den USA: Auf Twitter bewerben am Mittwochnachmittag mehrere prominente Persönlichkeiten und Firmen ein dubioses Bitcoin-Angebot. Laut US-Medien wurde der Account von Tesla-Gründer Elon Musk (49) als erstes gehackt.
Wenig später sind auch die Accounts des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden (77), Rapper Kanye West (43), Amazon-Gründer Jeff Bezos (56), Microsoft-Gründer Bill Gates (64) und Ex-US-Präsident Barack Obama (58) betroffen. Auch Firmen wie Apple oder Uber wurden gehackt.
Die Betrüger bewerben konkret ein angeblich grosszügiges Angebot. So steht auf dem Twitter-Kanal von Joe Biden geschrieben, man solle an eine bestimme Adresse Bitcoins senden. Angeblich erhalte man dann das Doppelte zurück.
Dabei handelt es sich aber um einen Betrug. Nutzer sind angewiesen, keine Bitcoins an die angegebene Adresse zu schicken.
Auch der Account von Kim Kardashian (39) wurde gehackt. Und offenbar sind einige Nutzer auf die fiese Masche der Betrüger reingefallen. Ein User fordert Kardashian verzweifelt dazu auf, ihm das Geld zurückzuschicken. Der Nutzer veröffentlichte ein Foto von einer Transaktion, die knapp 10'000 Dollar umfasst. Laut US-Medien sind auf das angegebene Konto der Betrüger schnell 100'000 Dollar eingegangen.
Hack wirft neue Sicherheitsfragen auf
Twitter hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Probleme mit dem Kapern von Accounts – aber noch nie auf so breiter Front und bei so vielen prominenten Namen auf einmal. Das Ausmass der Attacke legt nahe, dass diesmal nicht wie bei früheren Fällen etwa eine mit Twitter-Accounts verknüpfte App ausgenutzt wurde – sondern direkt Systeme von Twitter betroffen sein könnten. Der Kurznachrichtendienst erklärte, man untersuche den Vorfall. In nächster Zeit könnten Nutzer Probleme haben, Tweets abzusetzen oder ihr Passwort zu ändern, warnte die Firma. Wenige Stunden nach dem Zwischenfall hiess es bei Twitter, die meisten Accounts sollten wieder funktionieren.
Die Accounts der Prominenten dürften mit komplexen Passwörtern sowie der sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung geschützt sein, bei der zusätzlich noch ein frisch zugeschickter Code für die Anmeldung auf einem neuen Gerät erforderlich ist. Dass es dennoch gelang, Nachrichten im Namen der Prominenten abzusetzen, wirft ernsthafte Fragen zu den Sicherheitsvorkehrungen von Twitter auf – insbesondere weniger als vier Monate vor der US-Präsidentenwahl. Der Account des US-Präsidenten Donald Trump (74), für den Twitter ein zentraler Kommunikationskanal ist, war am Mittwoch nicht betroffen.
Twitter-Chef verspricht Aufklärung
Twitter hatte die Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft, nachdem Unbekannte vor knapp einem Jahr Nachrichten über den Account des Firmenchefs Jack Dorsey (43) verbreitet hatten. Der Dienst erklärte damals, seine Systeme seien nicht gehackt worden, aber eine Sicherheitslücke bei Dorseys Mobilfunk-Anbieter habe das Versenden der Tweets per SMS zugelassen. Zuletzt gelang es Ende Januar einer Gruppe, die sich «OurMine» nennt, auf den Accounts mehrerer amerikanischer Football-Teams zu posten. Man habe damit zeigen wollen, «dass alles hackbar ist», hiess es damals.
Twitter-Gründer Jack Dorsey hat am Mittwochabend Aufklärung versprochen. Sobald die Firma «ein besseres Verständnis» von dem habe, was passiert sei, werde man die Öffentlichkeit so ausführlich wie möglich darüber informieren, erklärte Dorsey am Mittwochabend (Ortszeit) über Twitter. «Wir alle bedauern, dass dies passiert ist», schrieb er. «Ein harter Tag für uns bei Twitter.» (nim/SDA)