Problem verschärft sich
Plastikmengen in den Ozeanen nehmen rasant zu

Eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF warnt vor einer dramatischen Verschärfung der Plastikkrise in den Weltmeeren. Bis 2050 droht demnach eine Vervierfachung der Plastikkonzentration.
Publiziert: 08.02.2022 um 06:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2022 um 15:05 Uhr
Gemäss einer Studie könnte sich die Menge an Makroplastik in den nächsten dreissig Jahren vervierfachen: Ein mit Plastikteilen überschwemmter Sandstrand in Sizilien. (Archivbild)
Foto: PASCAL BLOCH

Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten Meeresgebiete von der zweieinhalbfachen Fläche Grönlands ökologisch riskante Schwellenwerte der Mikroplastikkonzentration überschreiten. Im Vorfeld des UN-Umweltgipfels (UNEA) forderte der WWF daher ein global verbindliches Abkommen gegen den Eintrag von Plastikmüll in die Ozeane.

«Wir erleben eine 'Plastifizierung' der Ozeane. Die fatalen Folgen für marine Ökosysteme und viele Tierarten sehen wir schon heute und lassen Schlimmes befürchten», sagte Axel Hein, Meeresexperte des WWF Österreich.

über 2500 ausgewerteten Studien der bisher umfassendste Meta-Studie kommen zur Prognose einer Kettenreaktion: «Die Kunststoffproduktion wird sich bis 2040 voraussichtlich mehr als verdoppeln. In der Folge vervierfacht sich grösseres Makroplastik im Ozean in den nächsten dreissig Jahren. Dieses zersetzt sich in immer kleinere Teile bis hin zu Mikro- und Nanoplastik. Bis zum Ende des Jahrhunderts droht die Menge des marinen Mikroplastiks um das 50-fache zuzunehmen», meinte Hein.

Der WWF forderte, die Ursachen der Plastikverschmutzung bereits im Keim zu bekämpfen, da dies viel effektiver sei, als die Folgen im Nachhinein zu beseitigen: «Regierungen, Industrie und Gesellschaft müssen jetzt geschlossen handeln, um die Plastikkrise zu stoppen. Es braucht einen globalen Kraftakt auf der UN-Versammlung im Februar», forderte Hein.

Hinsichtlich Arten und Ökosysteme verschlimmere sich die Situation laut Studie rasant: «Plastikmüll durchringt das gesamte Meeressystem - vom Plankton bis zum Pottwal. Für fast alle Artengruppen der Ozeane sind negative Auswirkungen nachweisbar», sagte Hein.

«Die Forschung wirkt wie eine Taschenlampe, mit der wir Lichtstrahlen ins Dunkel der Ozeane werfen. Erfasst und erforscht ist erst ein Bruchteil der Folgen. Die dokumentierten Schäden sind beunruhigend und müssen als Warnsignal für ein weit grösseres Ausmass verstanden werden. Besonders beim derzeitigen und prognostizierten Wachstum der Plastikproduktion», erklärte auch Melanie Bergmann, Meeresbiologin des Alfred-Wegener-Instituts.

Der WWF forderte, dass bei der UN-Umweltkonferenz (UNEA) von 28. Februar bis 2. März in Nairobi ein rechtsverbindliches Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll beschlossen wird. Regionale und freiwillige Massnahmen reichen demnach nicht mehr aus, um die Krise zu bewältigen.

(SDA)

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