Hier startet die «Luna-25» vom Weltraumbahnhof Wostotschny
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Auf dem Weg zum Mond:Hier startet die «Luna-25» vom Weltraumbahnhof Wostotschny

Prestigeprojekt Putins – erste russische Mondmission seit fast 50 Jahren
Russen planen Mondstation

Es ist ein Prestigeprojekt Putins, das noch aus Sowjetzeiten stammt: die Präsenz Russlands auf dem Mond. Jetzt hat Moskau seine erste Mondmission seit fast einem halben Jahrhundert gestartet. Die soll auch zeigen, dass der Ukraine-Krieg die Nation nicht ausbremst.
Publiziert: 11.08.2023 um 03:22 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2023 um 11:12 Uhr
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Start von Russlands «Luna 25»-Mondmission im russischen fernen Osten.
Foto: Keystone

Russland hat mit dem Start seiner Raumsonde Luna-25 erstmals seit fast 50 Jahren wieder eine Mondmission gestartet. Der Raumapparat zur Erforschung des Mondes soll noch in diesem Monat am Südpol landen und unter anderem nach Wasser suchen. Die Trägerrakete vom Typ Sojus-2.1b mit der Sonde an Bord hob wie angekündigt vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny in der Amurregion um 9.10 Uhr Ortszeit (1.10 Uhr MESZ) ab, wie bei einer Live-Übertragung der Weltraumbehörde Roskosmos am Freitag zu sehen war. Die Sonde trat plangemäss nach wenigen Minuten in den Kosmos ein.

Voraussichtlich am 21. August soll eine sanfte Landung in der Nähe des Mond-Südpols erfolgen. Das Gebiet wurde gewählt, weil dort Anzeichen von Wassereis gefunden wurden. Es wäre das erste Mal überhaupt, dass in der Nähe des Südpols die Landung einer Raumsonde gelingt.

Mission seit 1976 verschoben

«Der Start ist gelungen», sagte Roskosmos-Chef Juri Borissow (66). Die Reisezeit zum Erdtrabanten in rund 384'000 Kilometer Entfernung beträgt demnach viereinhalb Tage. Er hoffe auf eine weiche Landung auf dem Mond. Zunächst müsse eine in der Umlaufbahn nach einer idealen Stelle zum Aufsetzen gesucht werden. So weit laufe alles reibungslos, sagte Borissow. Wegen technischer Probleme war diese erste Mission seit 1976 mehrfach verschoben worden.

Fernziel Mondstation

Luna-25 ist Teil des russischen Mondprogramms. Das sieht vor, bis 2040 auch eine Raumstation auf dem Himmelskörper zu errichten. Als erste dürften dagegen wohl die Chinesen mit dem Bau einer permanenten Basis auf dem Mond beginnen. Pekings geplanter Baubeginn ist in rund fünf Jahren. Die Amerikaner wollen 2030 nachziehen. Auch weitere Nationen planen eine permanente Basis auf dem Erdtrabanten.

Roskosmos knüpft mit der Luna-Mission an sein sowjetisches Luna-Programm an, das 1959 begonnen hatte. Dabei hatten Raumsonden auch Mondgestein mit zur Erde gebracht. Eigentlich sollte die neue Sonde schon lange unterwegs sein. Erster geplanter Starttermin einer Mondsonde war 2012, zuletzt war der Mai 2022 anvisiert worden.

Laut Roskosmos soll der 1800 Kilogramm schwere Raumapparat Luna-25 dabei helfen, eine Technologie für eine weiche Landung zu entwickeln. Dazu habe die Sonde die Aufgabe, Bodenproben vom Mond einzusammeln und zu analysieren, hiess es. Zu den geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen gehöre auch ein Studium der Oberflächenschichten und insbesondere des Lockermaterials auf dem Gestein im Bereich des südlichen Pols des Mondes, heisst es in dem Projektpapier.

Problematischer Mondstaub

Die Messungen sollen nicht zuletzt Aufschluss über den Zustand der Exosphäre des Himmelskörpers zu unterschiedlichen Tageszeiten geben – ein Mondtag und eine Mondnacht entsprechen jeweils etwa 14,5 Tagen auf der Erde. Dort schwanken die Temperaturen laut Roskosmos zwischen minus 170 Grad und plus 120 Grad Celsius. In der polaren Exosphäre laufen laut Roskosmos dynamische Prozesse eines Zusammenspiels von kosmischen Teilchen und Mondstaub ab. «Der Mondstaub schafft viele Probleme und Gefahren für die technischen Systeme.»

Mikropartikel des Staubs seien giftig und von hoher chemischer Aktivität. Deshalb seien die Untersuchungen wichtig für eine mögliche spätere Erkundung des Mondes durch den Menschen vor Ort. Auch eine mögliche radioaktive Gefahr wird geprüft. Die Mission ist auf ein Jahr angesetzt.

Inder ziehen gleich nach

Auch Indien will nach dem gescheiterten Versuch einer Mondlandung vor vier Jahren nun die Sonde Chandrayaan-3 auf der Oberfläche am 23. oder 24. August landen lassen. Eine sanfte Landung schafften bislang nur die USA, die Sowjetunion und China. Mit der unbemannten Mission will Indien die kaum untersuchte Südseite des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen. Der erste Versuch Indiens war 2019 misslungen.

Suche nach Wasser

Ermitteln soll die russische Sonde aber vor allem auch den Anteil von Wasser im Boden. Die Raumforscher erwarten laut Roskosmos, dass der Wasseranteil im Lockermaterial verschwindend gering ist, weil bei Sonnenlicht und hohen Temperaturen alles verdunstet. Unter dieser Decke des abgelagerten Materials (Regolith) gebe es aber einen Dauerfrostboden. Die Wissenschaftler rechnen demnach damit, dort und auch in dauerhaft schattigen Regionen Wassereis zu finden.

Luna-25 soll ebenfalls Bodenproben einsammeln – und kann dafür bis zu 40 Zentimeter in die Tiefe vordringen. Weitwinkelkameras fotografieren die Umgebung und die Landschaften, deren Aufnahmen über Radiokanäle zu einem Forschungszentrum auf der Erde gesendet werden können. Nach Darstellung von Roskosmos wird Luna-25 zunächst in 100 Kilometer Entfernung vom Mond drei bis sieben Tage lang einen idealen Landepunkt wählen, um dort möglichst lange gute Lichtverhältnisse und eine Verbindung zur Erde zu haben.

Einst stolze Raumfahrtnation

Zu Sowjetzeiten hatte die stolze Raumfahrtnation mehrfach Geschichte geschrieben. Die Sowjetunion war das erste Land im All und hatte 1961 auch den ersten Menschen in den Kosmos geschickt. Schon 1959 erreichte sie auch als erstes Land der Welt die Oberfläche des Mondes. Bei dem Wettlauf der Systeme um die Erkundung des Weltalls waren dann aber die USA das Land, dem 1969 mit Apollo 11 die erste bemannte Mondmission gelang.

Prestigeprojekt Putins

Ursprünglich hatte Roskosmos mit der Europäischen Raumfahrtagentur Esa an dem russischen Mondprogramm gearbeitet. Nach Russlands Invasion in die Ukraine vor mehr als 17 Monaten beendete Esa die Zusammenarbeit mit Moskau. Kreml-Chef Wladimir Putin (70), der den Krieg begonnen hatte, will mit dem jetzigen Start der Mondmission auch zeigen, dass das Land trotz der Sanktionen des Westens wegen des Krieges weiter in der Lage ist, seine wissenschaftlichen Projekte durchzuziehen.

In der fernöstlichen Region Chabarowsk evakuierten die Behörden am Freitag vor dem Start kurzzeitig ein Dorf, weil die erste Raketenstufe der Sojus dort aufschlagen könnte. Wenig später konnten die etwa 18 Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren. Roskosmos kündigte bereits die nächsten Missionen Luna-26 bis 2027, Luna-27 bis 2028 und Luna-28 bis 2030 an. (SDA/kes)

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