«Selber schuld, wenn man für den US-Präsidenten arbeitet», sagen die einen. «Diese Borniertheit der Linken ist ungeheuerlich», die anderen. Was in den letzten Tagen zwei Mitgliedern der Trump-Administration widerfuhr, war für die Beteiligten unschön und für alle Nicht-Beteiligten ein Grund, daraus eine riesige politische Debatte zu machen.
Alles begann harmlos, die Geschichte nahm ihren Anfang am vergangenen Mittwoch, mit einer Frau, die in einem Restaurant zu Mittag isst. Doch weil es sich bei Frau um Kirstjen Nielsen und beim Restaurant um einen Mexikaner handelte, eskalierte die Situation sehr schnell. Nielsen ist als Ministerin für Innere Sicherheit für die US-Einwanderungspolitik mitverantwortlich, die seit Wochen wegen ihrer «Null-Tolerance-Politik» im Mittelpunkt steht. Jeder, der ohne gültige Papiere die Grenze von Mexiko in die USA überschreitet, wird seit einigen Wochen als Illegaler behandelt, inhaftiert und muss auf seinen Prozess warten. Eine Folge davon sind tausende Kinder, die von ihren Familien getrennt werden und in Maschendrahtzaungehegen wie Tiere gehalten werden.
Genau darüber beschwerten sich die anderen Gäste des mexikanischen Restaurants, als sie Nielsen entdeckten. Schnell wurde es ungemütlich, die Ministerin musste sich minuntenlang Schmähgesänge anhören lassen, «Schande» war noch einer der zivilisierteren Ausdrücke, die in einem Video zu hören sind. Kurz darauf verliess Nielsen das Restaurant.
Am Freitgabend freute sich mit Sarah Huckabee Sanders eine weiteres prominentes Mitglied der Trump-Regierung auf ihr Essen. Die Pressesprecherin des Weissen Hauses wollte mit ihrer Familie einen gemütlichen Abend verbringen und suchte sich dafür das beschauliche Restaurant «The Red Hen» in Lexington (Virginia), hunderte Kilometer vom Trubel in Washington, aus. Was Sanders nicht wissen konnte: Einige der Angestellten im Red Hen sind homosexuell. Als diese Sanders ins Restaurant kommen sahen, seien sie «ein wenig beunruhigt gewesen», sagte Restaurant-Miteigentümerin Stephanie Wilkinson den Medien. Sie hätten gewusst, dass Sanders den Wunsch des Präsidenten verteidige, Transgender vom Militär fernzuhalten. Darum wurde die Pressesprecherin von Wilkinson aufgefordert, das Restaurant doch bitte wieder zu verlassen. «Ich erklärte (Sanders), dass das Restaurant bestimmte Werte hat und dass ich glaube, dass es solche wie Ehrlichkeit, Barmherzigkeit und Miteinander aufrecht erhalten muss», rechtfertigte sich Wilkinson gegenüber der «Washington Post».
Sanders, wie auch Nielsen, gingen, ohne eine Szene zu machen. Sanders allerdings meldete sich am nächsten Tag via Twitter und erklärte, dass sie sich auf keinen Fall mit ihrer Behandlung einverstanden gezeigt habe.
In der Folge wurden die Aktionen von diversen Personen kontrovers diskutiert. Der ehemalige Pressesprecher von Präsident George W. Bush, Ari Fleischer, twitterte beispielsweise: «Ich vermute, wir steuern ein Amerika mit Restaurants nur für Demokraten an, was zu Restaurants ausschliesslich für Republikaner führen wird. Wollen die Dummköpfe, die Sarah rausgeworfen haben, und die Leute, die sie dafür bejubeln, wirklich, dass wir ein solches Land werden?»
Doch auch Gegner der Trump-Administration meldeten sich prominent zu Wort, sie befürworteten das Verhalten der Restaurant-Gäste beziehungsweise -Besitzerin.