«Presidential Pardon» – wenn Präsidenten Gnade walten lassen
Diese Begnadigungen bewegten die USA

Kurz vor der Amtsübergabe lässt Barack Obama (55) Whistleblowerin Chelsea Manning (35) frei. Für US-Präsidenten sind Begnadigungen in den letzten Arbeitstagen eine feste Tradition.
Publiziert: 19.01.2017 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:12 Uhr
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Kommt im Mai frei: Wikileaks-Whistleblowerin Chelsea Manning (35). Fans hatten sich in der Vergangenheit vehement für bessere Haftbedingungen und ihre Freilassung eingesetzt.
Foto: ELIJAH NOUVELAGE
Marco Latzer

Es ist das Privileg jedes amerikanischen Präsidenten: Er darf Begnadigungen aussprechen. Von diesem Recht macht auch Barack Obama (55) noch einmal Gebrauch. Wikileaks-Informantin Chelsea Manning (35) ist ab Mai wieder auf freiem Fuss. Von ursprünglich 35 Jahren Haft muss sie dank Obama «nur» sieben absitzen und ist in wenigen Monaten draussen. Neben ihr profitieren 208 andere Personen von einem Straferlass. Präsidiale Begnadigungen, traditionell vor allem in den letzten Amtstagen ausgesprochen, haben die USA immer wieder bewegt.

Marc Rich (†78): Im Januar 2001 begnadigte Bill Clinton (70) den umstrittenen Rohstoffhändler. Als Steuersünder hatte er den Staat um Hunderte Millionen Dollar betrogen und war zeitweise auf der FBI-Liste der meistgesuchten Verbrecher. Vor seiner Anklage war Rich 1974 in die Schweiz geflohen – eine Auslieferung scheiterte. Später kam heraus: Richs damalige Frau spendete während Clintons Amtszeit fleissig an die Demokraten. Bis heute hängt darum ob Richs Begnadigung der Ruch, sie sei erkauft worden.

Richard Nixon (†81): Nixon kam 1974 mit seinem Rücktritt wegen der Watergate-Affäre einem Amtsenthebungsverfahren zuvor. Sein Vizepräsident und Nachfolger Gerald Ford (†93) begnadigte ihn sogleich, als eine der ersten Amtshandlungen. Zu einer Strafuntersuchung kam es deshalb nie. Ford sagte, er habe der Nation einen langen Rechtsstreit ersparen wollen – es kostete ihn in den Wahlen 1976 gegen Jimmy Carter (92) wohl letztlich das Amt.

Roger Clinton (60): Dem Halb-Bruder von Präsident Bill kamen familiäre Beziehungen ins Weisse Haus im Januar 2001 zupass. 1985 war er wegen Kokainbesitzes zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Durch die Begnadigung wurde das Urteil aus dem Strafregister gelöscht. 2016 verlor Roger die weisse Weste wieder: Er wurde in Kalifornien mit Alkohol am Steuer erwischt.

Jefferson Davis (1808–1889): Der Mann, der die abtrünnigen Südstaaten im Bürgerkrieg (1861–1865) präsidierte, wurde erst im Oktober 1978 von Präsident Carter begnadigt und erhielt posthum die amerikanische Staatsbürgerschaft zurück. Ein Akt, der die Versöhnung vollenden sollte. Doch der Krieg um die Sklaverei ist bis heute noch nicht verarbeitet.

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