Es war ein Bild für ein Interview in der «Sunday Times»: Die konservative Premierministerin Theresa May (60) sitzt lächelnd zu Hause auf ihrem roten Sofa. Sie trägt einen weiten Pulli und braune Lederhosen. Und diese Lederhosen haben im Königreich eine Staatsaffäre ausgelöst. Denn Leserinnen haben herausgefunden, dass das Stück 995 Pfund kostet, das sind fast 1300 Franken.
Für viele Briten der Beweis: Kaum im Amt, hat die Premierministerin den Bezug zum Volk verloren.
Sogar aus der eigenen Partei hagelt es Kritik. Nicky Morgan (44), die 2015 als Bildungsministerin entlassen worden war, stichelt: «Ich glaube, ich habe noch nie so viel für irgendwas ausgegeben – abgesehen von meinem Hochzeitskleid.»
Die konservative Abgeordnete Nadine Dorries (59) verteidigt May und schiesst gegen Morgan zurück: Ihre Aussagen seien sexistisch, schliesslich habe Morgan die teuren Anzügen von Mays Vorgänger David Cameron (50) auch nie kritisiert.
Johnsons Seitenhieb aufs Oktoberfest
Die Lederhosen-Affäre macht weltweit Schlagzeilen. Die «New York Times» schreibt von der «Trousergate». Für den «Sydney Morning Herald» ist die Hosen-Aufregung grösser als beim Brexit.
Nun schaltet sich auch der konservative Aussenminister Boris Johnson (52) in die Lederhosen-Affäre ein. In einer Rede über Handelsbeziehungen mit der EU sagte er: «Wir sind so kosmopolitisch, dass wir mehr Champagner trinken und mehr deutsche Autos fahren als sonst jemand – und unsere wunderbare Premierministerin trägt Lederhosen.»
Johnson sagte dabei das Wort «Lederhosen» nicht auf Englisch, sondern auf Deutsch. Für die Briten klingt das weniger nach Eleganz, sondern wird mit Brauchtum und dem Oktoberfest in München (D) in Verbindung gebracht.
Theresa May ist über die Staatsaffäre «not very amused». Viel Freude löst «Lederhosen-Gate» hingegen bei der Designerin Amanda Wakeley (54) aus, welche die Beinkleider entworfen hat. Wie britische Medien berichten, ist das Modell ausverkauft. (gf)