Die Demonstrationen gegen eine Kandidatur des algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika (82) für eine fünfte Amtszeit hat zahlreiche Verletzte gefordert. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur APS am Samstag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium.
Die Anzahl der Verletzten wird mit 183 angegeben. Nach offiziellen Angaben starb eine Person infolge eines Herzinfarktes. Zehntausende Menschen waren allein in der Hauptstadt Algier auf die Strasse gegangen und hatten Bouteflika, der am Samstag 82 Jahre alt wurde, aufgefordert, auf eine erneute Kandidatur für die Präsidentenwahl am 18. April zu verzichten.
Doch Bouteflika ernannte laut APS stattdessen Abdelghani Zaalane zum neuen Leiter seines Wahlkampfes für eine fünfte Amtszeit.
Demonstrationsverbot seit 2001
Am Samstag blieb es in Algier zunächst ruhig. Am späten Freitagabend war es nach überwiegend friedlichen Protesten in der Nähe des Präsidentenpalastes zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen. Im Zentrum der algerischen Hauptstadt besteht seit 2001 ein Demonstrationsverbot.
Die Menschenrechtsorganisation EuroMed mit Sitz in Brüssel verurteilte am Samstag die willkürlichen Festnahmen von rund hundert Bürgern, Aktivisten, Journalisten und Studenten bei friedlichen Demonstrationen seit dem 22 Februar.
Die Proteste entzündeten sich an der Entscheidung der Regierungspartei FLN, Bouteflika erneut als Kandidaten aufzustellen. Viele Algerier sehen in ihm nur noch eine Marionette von Militärs, Familienclans und der einflussreichen Wirtschaftselite des Landes.
Bouteflika befindet sich derzeit in der Schweiz
Bouteflika ist seit 1999 Staatsoberhaupt des Landes, in dem 70 Prozent der Bevölkerung jünger als 30 Jahre sind. Seit einem Schlaganfall, den er im Jahr 2013 erlitten hat, sitzt er im Rollstuhl. Seither war er nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen und hat seit Jahren keine öffentlichen Reden mehr gehalten.
Nach Regierungsangaben befindet sich Bouteflika zur Zeit nach Regierungsangaben zu «medizinischen Routine-Checks» in einer Genfer Klinik.
Für Bouteflika wäre es die fünfte Amtszeit, sollte er wiedergewählt werden. Die Chancen dafür stehen gut, da die Opposition in dem nordafrikanischen Land, einem wichtigen Gaslieferanten für Europa, schwach und zersplittert ist. (SDA)