Prämien von Menschenhändlern für Rettungsschiffe?
Libyen warnt vor Migranten-Exodus, Paris verleiht Kapitänin Rackete Ehrenmedaille

NGOs helfen Menschenschleppern, es wird einen Exodus von Migranten aus Afrika nach Europa geben. Mit diesen Worten warnt die libysche Küstenwache. Ganz anders tönt es aus Paris, das der Flüchtlingskapitänin Carola Rackete eine Ehrenmedaille für ihre Verdienste verleiht.
Publiziert: 13.07.2019 um 03:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2019 um 09:00 Uhr
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Libyen warnt vor einer Eskalation in der Flüchtlingskrise. Europa drohe eine Migranten-Exodus, so der Sprecher der libyischen Küstenwache.
Foto: AP

Klare Worte aus Libyen: Wenn NGO-Rettungsschiffe im Mittelmeer wieder aktiver werden, droht ein Exodus von Migranten nach Italien und weiter nach Europa. Davor warnt Admiral Ayoub Qasim, Sprecher der libyschen Küstenwache, laut der der italienischen Nachrichtenagentur «agi». Qasim fordert, dass sich NGOs endlich aus Rettungsaktionen heraushalten. Der Admiral glaubt, dass sie Schlepper unterstützen und für ihre Dienste vermutlich noch bezahlt werden. 

Während diese Warnung aus Libyen erfolgt, wird Carola Rackete (31), die kontroverse Kapitänin des Rettungsschiffs «Sea-Watch 3», von Paris mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Trotz scharfen Warnungen Italiens hatte Rackete Ende Juni mit ihrem Rettungsschiff auf der italienischen Insel Lampedusa angelegt und damit mehrere Dutzend Migranten auf sicheren europäischen Boden gerettet.

Mit ihr erhält auch eine weitere deutsche Kapitänin die Ehrenauszeichnung: Pia Klemp (36) stand früher ebenfalls am Steuer der «Sea-Watch 3» und rettete zahlreiche Menschen aus dem Mittelmeer. Auch gegen Klemp ermitteln die italienischen Behörden.

Paris applaudiert, Libyen warnt vor «Kultur der Auswanderung»

Die Reaktion aus Italien erfolgte prompt und scharf. Italiens Innenminister Matteo Salvini (46) von der populistischen Lega-Partei kommentierte die Preisvergabe mit den Worten, die Stadtverwaltung von Paris habe «offensichtlich nicht besseres zu tun».

Während der Pariser Vize-Bürgermeister Patrick Klugman (42) erklärte, Rackete und Klemp seien «Ikonen» in einem Kampf und «Trägerinnen europäischer Werte, an die zu glauben die Stadt Paris zum wiederholten Mal den gesamten Kontinent aufruft», ruft Libyen zum genauen Gegenteil von Klugmans Worten auf.

«Die italienische Regierung», so Küstenwache-Admiral Qasim, «darf nicht zulassen, dass die von diesen Schiffen geretteten Menschen an Land gehen, weil sich sonst die Kultur der Auswanderung nach Europa wieder ausbreiten wird, mit offensichtlichen Auswirkungen sowohl auf Libyen als auch auf Italien.»

Prämien von Menschenschleppern für Rettungsschiffe?

Qasim verurteilt auch die «ständige Einmischung von NGOs in Rettungsaktionen». Er wünsche nicht länger «Geschwindigkeitsrennen mit NGO-Schiffen». Und Qasim erhebt scharfe Vorwürfe: «NGOs bevorzugen Menschenhändler. Wir vermuten, dass sie neben den indirekten auch direkte Belohnungen für jede Person erhalten, die sie nach Europa bringen.»

«Wir schliessen nicht aus, dass sie direkt mit den Menschenhändlern in Verbindung stehen», so der libysche Offizier. Im Übrigen bestehe «jede ihrer Interventionen darin, die Einwanderung aus dem subsaharischen Afrika nach Libyen zu fördern und ein grösseres politisches Gewicht in Europa zu erlangen». (kes)

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