Jubiläumsparade ohne Rede und Raketen
Sogar beim Feiern ist Kim plötzlich ganz zahm

Verglichen mit früheren Jahren war der 70. Geburtstag von Nordkorea fast schon ein Kindergeburtstag. Der Diktator präsentierte keine Langstreckenraketen und sprach auch nicht zu seinem Volk.
Publiziert: 09.09.2018 um 08:06 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:43 Uhr

Mit einer pompösen Militärparade hat das abgeschottete Nordkorea das 70. Jubiläum der Staatsgründung gefeiert. Doch anders als noch bei einer Heerschau im Februar wurden am Sonntag keine Langstreckenraketen präsentiert, die das amerikanische Festland erreichen könnten.

Dies berichteten der US-Sender CNN und die japanische Nachrichtenagentur Kyodo aus der Hauptstadt Pjöngjang. Das galt diesmal auch als Zeichen dafür, dass Machthaber Kim Jong Un auf Provokationen bewusst verzichtete, um die Verhandlungen mit den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm möglichst bald fortsetzen zu können.

Tatsächlich zeigt sich Kims Parade im Vergleich zu früher sehr brav. Das einstige Säbelrasseln ist deutlich leiser geworden. Zum Vergleich: Im April 2017 versuchte Kim noch mit allerlei Militär und Waffen aufzutrumpfen. Anlässlich des 105. Geburtstags des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung reihten sich hunderte beflaggte Armeelastwagen mit Soldaten aneinander. Damals durften auch eine Vielzahl an Raketen nicht fehlen.

Keine Rede von Kim

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Die grosse Militärparade wurde zum 70. Gründungstag abgehalten.
Foto: AP / Kin Cheung

Kim nahm die Parade von einem Balkon auf dem Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang ab, ohne sich jedoch mit Worten an die Menge zu richten. Kim und sein chinesischer Gast Li Zhanshu - der dritthöchste Beamte der Regierungspartei Chinas - hielten sich an den Händen und winkten der Menge zu. Die kommunistische Führung in Pjöngjang hatte sich in den vergangenen Monaten verstärkt um eine Verbesserung der Beziehungen zum einstigen grossen Verbündeten China bemüht.

Angesichts mangelnder Fortschritte bei den Verhandlungen über das Atomwaffenprogramm des Landes mit den USA waren Beobachter gespannt, ob Nordkorea diesmal wieder Interkontinentalraketen (ICBM) zeigen und damit eine besonders an Washington gerichtete Machtdemonstration in Szene setzen werde.

Rüstet Nordkorea ab?

Kim hatte in diesem Jahr mehrfach seine Bereitschaft zur «Denuklearisierung» bekräftigt, unter anderem auch bei seinem spektakulären Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur. Bisher gab es jedoch keine konkreten Zusagen, wie und bis wann abgerüstet werden solle.

Washington und Pjöngjang sind sich uneins, was unter dem bewusst gewählten, schwammigen Begriff der Denuklearisierung zu verstehen ist. Trump hatte Kim im Fall einer kompletten atomaren Abrüstung Sicherheiten in Aussicht gestellt.

Bei der Parade im Zentrum von Pjöngjang marschierten Tausende Soldaten an den Gästen und Zuschauern vorbei. Als Artilleriegeschütze auffuhren, seien wie üblich auch anti-amerikanische Slogans zu sehen gewesen, berichtete CNN

Keine ausländische Journalisten

Eingeladenen Journalisten aus dem Ausland sei nicht erlaubt worden, Smartphones oder Kameras mitzubringen. Die Parade wurde diesmal in einen militärischen und grossen zivilen Teil geteilt, bei dem die wirtschaftliche Entwicklung des Landes im Vordergrund stand.

Als weiterer Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten stand nach fünfjähriger Unterbrechung auch die Wiederaufnahme von «Massenspielen» im grössten Stadion der Stadt auf dem Programm.

Bei diesem sorgfältig choreographierten, früher Arirang-Spiele genannten Propaganda- und Unterhaltungsspektakel präsentieren Zehntausende Darsteller ein Programm aus Gesang, Tanz, Akrobatik und rhythmischer Gymnastik. Nach Angaben von Reiseveranstaltern in Peking, die Touren nach Pjöngjang anbieten, sollen die Spiele bis zum Oktober dauern. (SDA)

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