Black Lives Matter: Die Bewegung, die in den USA vor zwei Jahren begann, nachdem der unbewaffnete Teenager Trayvon Martin (17) von einem Nachbarschafts-Wachmann erschossen wurde – und mit jedem Fall stärker wurde. Sie hat seit Samstag ein Ikonenbild.
Eine Afroamerikanerin steht auf der Strasse, aufrecht, stolz, im Sommerkleid. Zwei Polizisten in voller Schutzausrüstung stürmen auf sie zu: sie befinden sich in Schieflage, als ob sie von der Stärke der Frau zurückgeworfen würden. Das Bild entstand in Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana. Dort, wo am vergangenen Dienstag der Afroamerikaner Alton Sterling aus nächster Nähe von Polizisten erschossen wurde – ein Facebook-Video davon ging um die Welt.
Die Szene ereignete sich, nachdem die Polizei Demonstranten aufforderten, eine Strassenblockade aufzulösen. Einige gingen freiwillig. Einige wehrten sich. Einige fluchten. Doch die Frau tat nichts von alledem. «Sie stand einfach da», sagt der Reuters-Fotograf Jonathan Bachman, der den Moment festgehalten hat, zum Magazin «The Atlantic». «Es war nicht gewalttätig. Sie sagte nichts. Sie widersetzte sich nicht, und die Polizisten zerrten sie nicht weg.» Das Foto stehe symbolisch für die friedlichen Demonstrationen in Baton Rouge.
Mutter einer fünfjährigen Tochter
Über die Frau auf dem Foto ist nicht viel bekannt. Der US-Journalist Shaun King hat mit einer guten Freundin von ihr gesprochen. Sie sei Mutter eines fünfjährigen Kindes. Sie sei kurz nach der Szene festgenommen worden – jetzt ist sie wieder auf freiem Fuss.
Sie ist nicht die einzige: In Baton Rouge wurden mehr als 100 Demonstranten festgenommen. Auch in anderen Teilen des Landes eskalierten die Proteste nach dem Tod von zwei Schwarzen und fünf weissen Polizisten innerhalb weniger Tage. US-Präsident Obama kündigte an, an einer Trauerfeier für die fünf getöteten Polizisten in Dallas teilzunehmen.
Demonstrationen im ganzen Land
In St. Paul im Bundesstaat Minnesota, wo ein Polizist am Mittwoch den Schwarzen Philando Castile in dessen Auto erschossen hatte, blockierten hunderte Demonstranten am Samstagabend stundenlang eine Autobahn und warfen Steine, Feuerwerkskörper und Flaschen auf Polizisten. 21 Sicherheitskräfte wurden nach Behördenangaben verletzt, mehr als hundert Menschen festgenommen.
«Das hat nichts mit Trauer zu tun, das hat nichts mit einer Demonstration zu tun, das nennt sich Aufstand, das nennt sich Gewalt», sagte der Bürgermeister von St. Paul, Chris Coleman.
In San Francisco hielt ein grosses Polizeiaufgebot Demonstranten davon ab, eine Strassenkreuzung zu besetzen. Auch in Phoenix im Bundesstaat Arizona hatte die Polizei am Freitagabend Tränengas gegen Steine werfende Demonstranten eingesetzt. In Rochester im Bundesstaat New York wurden 74 Demonstranten nach einem Sitzstreik festgenommen. (rey/sda)