Am Dienstagabend wird Fritz von Weizsäcker (†59), Chefarzt der Inneren Medizin der Schlosspark-Klinik und Sohn des deutschen Ex-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (†94), in Berlin getötet (BLICK berichtete). Nach einem Vortrag sticht ihm Gregor S. (57) mit einem Messer in den Hals.
Bei der Attacke auf Weizsäcker wird ein weiterer Mann schwer verletzt: Der Polizist und vierfache Familienvater Ferrid B. (33) vom Landeskriminalamt Berlin, der mutig versuchte, den Angreifer aufzuhalten. Zwei Tage später spricht er in der «Bild-Zeitung» über die Attacke.
Polizist erleidet schwere Schnittwunden
Ferrid B. besucht den Vortrag von Weizsäcker als Gast. Neben 18 weiteren Gästen sitzt auch der spätere Killer Gregor S. im Saal. Nach dem 55-minütigen Vortrag unterhält sich der Chefarzt noch mit den Gästen. B. erinnert sich: «Ich stand am Rednerpult, dicht neben Professor von Weizsäcker, unterhielt mich mit ihm. Er war sehr nett und hilfsbereit.»
Dann geht alles sehr schnell. Gregor S. stürmt auf den Mediziner zu und greift ihn an. «Der Täter erschien urplötzlich, griff den Doktor gezielt und mit klarer Tötungsabsicht an. Von Weizsäcker bewegte sich fluchtartig links an mir vorbei. Mir war klar, dass ich als Polizist und Mensch handeln musste, um den Doktor und die sich unmittelbar hinter mir befindliche Sitzreihe, ausschliesslich ältere Damen und Herren, zu schützen.»
B. stellt sich vor den Angreifer und packt ihn an den Arme. «Ich griff in die Messerklinge hinein, um zu verhindern, dass er weiter auf den Arzt einstechen kann. Ich erlitt dabei tiefe Schnittwunden.» Doch der Angreifer reisst sich los, sticht auf den Kommissar ein und trifft ihn am Hals.
«Ich nahm meine zweite Hand, um ihm das Messer aus der Hand zu reissen. Bei dem Gerangel fielen wir beide über die Stühle der ersten Sitzreihe auf den Boden. Ich gab alles, um das Messer aus seiner Hand zu bekommen», sagt der Polizist. Schliesslich kann er dem Angreifer die Waffe entreissen.
«Mir war schwindelig und schwarz vor Augen»
Im nächsten Moment bemerkt er die schweren Verletzungen des Doktors und wählt den Notruf. «Der Angreifer machte keine Anstalten zu fliehen. Er äusserte, dass er weiss, dass er für lange Zeit weggesperrt wird und erzählte wirres Zeug.»
B. hält den Killer fest, bis seine Kollegen kommen. Danach bricht er zusammen. Er hat schwere Schnittverletzungen, wie er der «Bild»-Zeitung sagt. «Ich legte mich auf den Boden, weil mir schwindelig und schwarz vor Augen war. Erst jetzt bemerkte ich den enormen Schmerz.» Der Polizist wird ins Spital gebracht, muss operiert werden. Seine Hände und Arme sind mittlerweile verbunden, ein riesiges Pflaster an seinem Hals verdeckt eine weitere Schnittwunde.
Trotzdem zeigt er sich tapfer: «Ich möchte der Familie Weizsäcker mein tiefes Beileid aussprechen. Ich habe wirklich alles mir Mögliche versucht, um sein Leben und das der anderen zu erhalten. Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe. Damit muss ich jetzt leider leben. Ich bin dankbar, dass ich noch lebe, um für meine Familie da sein zu können. Aber ich würde immer wieder so handeln, und mich für das Leben der anderen einsetzen», sagt er zur «Bild»-Zeitung.
Gregor S. in psychiatrische Klinik eingewiesen
Erste Angaben zum Tatmotiv von Gregor S. wurden bereits am Mittwoch bekannt (BLICK berichtete). Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, gehe sie von einer «wahnbedingten allgemeinen Abneigung des Beschuldigten gegen die Familie des Getöteten» aus.
Beim Täter habe man eine «akute psychische Erkrankung» festgestellt. Der 57-Jährige wurde in eine psychiatrische Einrichtung gebracht. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Mordes und versuchten Mordes. (frk)