Fünf Tote und 15 Verletzte: Das war am Abend die vorläufige Bilanz des Attentats bei Carcassonne im Süden Frankreichs.
Unter den Toten befindet sich auch Arnaud Beltrame (44). Der Oberstleutnant wird nach der Tragödie als Held von Trèbes gefeiert. «Er hat Leben gerettet», sagte Präsident Emmanuel Macron in einer Rede. Und dabei sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt.
Beltrame war es nämlich, der sich am Nachmittag noch als Einziger mit dem Attentäter im Geschäft befand. Er hatte sich freiwillig gegen die Kunden und Angestellten eingetauscht, die der Attentäter als Geiseln genommen hatte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Beltrame nahm sein Handy mit in den Supermarkt und legte es, während die Kollegen am anderen Ende der Leitung waren, auf einen Tisch. So wussten die Einsatzkräfte, was im Innern des Gebäudes gerade geschah.
Er hatte den Ernstfall geübt
Als sie plötzlich Schüsse hörten, stürmten sie den Supermarkt. Die Beamten erschossen den Attentäter – und fanden ihren Kollegen schwer verletzt. Beltrame kämpfte derzeit gegen den Tod, sagte Präsident Macron noch am Abend. Jetzt gilt die traurige Gewissheit: Der tapfere Gendarme ist tot. Zu schwer waren seine Verletzungen.
Wie «La Dépeche du Midi» berichtet, war Beltrame auf den Ernstfall vorbereitet. Erst im vergangenen Dezember hatte der Polizist in Carcassonne eine Terror-Übung geleitet. Das Szenario: ein Attentat in einem Supermarkt.
Damals habe man mit Paintball-Waffen geübt, berichtet die französische Zeitung. Nun wurde aus der Übung tragische Realität.
Verbindung zur Salfisten-Szene
Nach dem Terroranschlag in Südfrankreich haben Ermittler in der Nacht zum Samstag einen Freund des Täters in Polizeigewahrsam genommen. Es handle sich um einen Minderjährigen, der im Jahr 2000 geboren worden sei, hiess es aus Ermittlerkreisen.
Der mutmassliche Täter war den Behörden wegen Verstössen gegen das Waffen- und Drogenrecht bekannt. Staatsanwalt Molins sagte, er sei zudem wegen Verbindungen zur Salafisten-Szene ins Visier der Geheimdienste geraten. Es habe aber keine Anzeichen dafür gegeben, dass der 25-jährige Islamist zur Tat schreiten könnte.
«Unser Land hat einen islamistischen Terroranschlag erlitten», sagte Staatspräsident Emmanuel Macron am Abend in Paris. Er versprach den Franzosen seine «absolute Entschlossenheit» für den Kampf gegen den Terrorismus.
Terroristische Bedrohung
Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die schweren Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land tief erschüttert - der neue Vorfall weckte auch Erinnerungen an die Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt in Paris vor gut drei Jahren.
Staatsanwalt Molins und Präsident Macron sagten, die terroristische Bedrohung komme inzwischen vor allem von innen. «Das heisst, dass Sie viele Personen haben, die sich selbst radikalisiert haben», sagte Macron beim EU-Gipfel in Brüssel vor Journalisten. Frankreich sei aber nicht mehr in einer Situation wie vor zwei oder drei Jahren, wo Anschläge vom irakisch-syrischen Kriegsgebiet aus gesteuert worden seien. Die Pariser Terroranschläge vom 13. November 2015 waren nach Darstellung der Ermittler von dort aus gelenkt worden. (lha/SDA)