Sie gaben vermutlich ihr letztes Geld für ihre letzte grosse Hoffnung auf ein sicheres Leben in Europa. Geblieben ist von diesem Traum gar nichts – 71 Flüchtlinge sind während der Fahrt in einem Kühl-Lastwagen ums Leben gekommen.
Den Ermittlern, die den LKW auf der österreichischen Autobahn entdeckten, bot sich ein Bild des Grauens. Während ein Polizist die Stelle sicherte, öffnete ein zweiter die Fahrerkabine. Sie war leer – im Gegensatz zum Laderaum. «Es war ein Stapel lebloser Menschen. Sie waren alle tot», sagt ein Beamter.
Flüchtlinge haben bis zum Schluss gekämpft
«Sie haben wohl versucht, irgendwie da rauszukommen», zitiert «Kurier.at» den Polizisten. Aber sie hatten keine Chance, sie sind elendiglich verstickt. Der Kühlwagen war luftdicht verschlossen, die Flüchtlinge hatten kaum Platz. Auf eine Fläche von einem Quadratmeter quetschten sich fünf Personen.
«Diese Menschen waren dem Tod geweiht. Sie haben einen Todeskampf geführt, bis zum Schluss», so der Beamte.
Leichensaft muss vom Platz gespritzt werden
Die Gerichtsmedizin in Wien wurde jetzt mit der Untersuchung der Leichen beauftragt. So soll die genaue Todesursache, der Todeszeitpunkt und die Identität der Opfer festgestellt werden. Der Zustand der Toten lässt vermuten, dass sie bereits seit einigen Tagen tot waren.
Noch sind die Leichen in einem Kühllager in der Nähe der ungarischen Grenze untergebracht. «Über dem Platz liegt ein bestialischer Gestank. Acht Polizeistreifen schirmen die Halle vor neugierigen Blicken ab. Die Feuerwehr musste mit Wasserschläuchen den ausgelaufenen Leichensaft von dem Platz spritzen», sagt ein Bild-Reporter vor Ort.
Alle verdächtigen Schlepper gefasst
Im Lastwagen auf der A4 befanden sich 59 Männer und acht Frauen. Bei einem der Toten wurde ein syrisches Reisedokument gefunden. Eines der vier gestorbenen Kinder ist ein ein- bis zweijähriges Mädchen. Bei den anderen drei minderjährigen Opfern handelt es sich um acht- bis zehnjährige Buben.
In Ungarn wurden mittlerweile vier Verdächtige verhaftet, die vermutlich als Schlepper für das Drama verantwortlich sind. Neben einem bulgarischen Staatsangehörigen libanesischer Herkunft, der wohl der Fahrzeughalter sei, wurden zwei weitere Bulgaren und ein Afghane mit ungarischer Identitätskarte festgenommen. (lex)