Polizist Ciplak barg die Leiche von Aylan (†3)
«Ich betete zu Gott, dass er noch lebt»

Ein türkischer Polizist hebt einen syrischen Flüchtlings-Bub vom Strand hoch. Das Bild von Mehmet Ciplak und Aylan (†3) ging um die Welt. Als er erkannte, dass der kleine Junge tot war, sei er «innerlich zerbrochen», sagt Ciplak in seinem ersten Interview.
Publiziert: 07.09.2015 um 13:12 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:46 Uhr
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Der ertrunkene Aylan (†3) liegt am Strand von Bodrum.
Foto: Reuters

Worte könnten diesen tragischen Moment nicht beschreiben, sagt der türkische Polizist Mehmet Ciplak. Zum ersten Mal spricht er über den Augenblick, als er Aylan (†3) am Strand bei Bodrum liegen sah. Die Arme nah am Körper, das Gesicht im Sand.

«Ich betete zu Gott, dass er noch lebt», so der Vater eines 6-jährigen Jungen. «Aber es gab kein Lebenszeichen. Als ich erkannte, dass er tot war, bin ich innerlich zerbrochen. Es war ein schrecklicher Anblick, ein schrecklicher Verlust.»

Bilder zeigen, wie Ciplak den kleinen Leichnam sanft hochhebt und vom Strand wegbringt. «Die Leute fragen mich andauernd, wie ich es geschafft habe, diese schwere Bürde zu tragen», so Ciplak zur Nachrichtenagentur Dogan. «Ich habe nur meine Arbeit getan», so der langjährige Polizist. «Im Moment, als ich Aylan sah, habe ich an meinen eigenen Sohn gedacht. Es war ein unbeschreiblicher Schmerz.»

Dass eine Fotografin diesen traurigen Augenblick festhielt, habe er gar nicht gemerkt. Es sei eine «Schande der Menschheit», dass es solche Todesfälle überhaupt gebe.

Aylan war mit seiner Familie in einem Flüchtlingsboot, als dieses im Mittelmeer kenterte. Mit dem 3-Jährigen starb auch sein 5-jähriger Bruder Galip und Mutter Reha (†35). Nur Vater Abdullah Kurdi überlebte.

Er brachte die Leichen seiner Geliebten zurück nach Syrien, wo sie am Freitag in Kobane bestattet wurden. Gleichzeitig habe er «seine Seele zu Grabe getragen», sagt Kurdi zum «Sunday Telegraph».

Sein Schmerz sei durch nichts zu komenpensieren. «Wenn Sie mir die ganze Welt schenken würden, ist es nichts im Vergleich zum Verlust meiner Kinder.» (mad)

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