Das Horror-Haus im niederländischen Ruinerwold gibt noch immer viele Fragen auf. Über Jahre schaffte es der Österreicher Josef B., eine Familie völlig isoliert von der Zivilisation auf einem Bauernhof zu halten.
Der 58-jährige B. war Mieter des Hofs in der niederländischen Provinz Drenthe – und nahm dort möglicherweise die Rolle eines unheimlichen Sekten-Gurus ein.
«Sie sassen alle zusammen in einem Raum»
Mittlerweile ist Josef B. in Polizeigewahrsam. Er wird verdächtigt, anderen Personen illegal die Freiheit entzogen und die Gesundheit anderer beeinträchtigt zu haben. Polizeisprecherin Gretje Hartstra sagte allerdings mittlerweile gegenüber dem deutschen Nachrichten-Magazin «Focus»: «Es scheint nicht so zu sein, dass die sechs Menschen auf dem Bauernhof gefangen gehalten worden sind.»
Warum die Menschen dennoch so zurückgezogen auf dem Bauernhof blieben, konnte Hartstra nicht beantworten. «Als wir am Sonntag zum Haus gingen, sassen sie alle zusammen in einem Raum. Ob sie dort all die Jahre lang lebten, wissen wir nicht.»
Warten auf das Ende der Welt
Neben Josef B. hausten auf dem Bauernhof noch sechs Kinder, zwischen 18 und 25 Jahre alt, und deren Vater. Dieser ist seit einem Schlaganfall praktisch ans Bett gefesselt, die Mutter schon vor Jahren verstorben.
Hat B. es tatsächlich geschafft, dafür zu sorgen, dass die Familie sich völlig von der Aussenwelt abkapselte? Laut der niederländischen Tageszeitung «AD.nl» sollen die Kinder auf dem Bauernhof bis zur Ankunft der Polizei nicht an die Existenz anderer Menschen geglaubt haben. Zudem sollen sie in der Einsamkeit auf das Ende der Welt gewartet haben.
Bei der Armee kam Josef B. in Kontakt mit einer Sekte
Josef B. ist selber als Kind auf einem Bauernhof in Oberösterreich aufgewachsen. Später schliesst er eine Tischlerlehre mit Auszeichnung ab. Beim österreichischen Bundesheer kommt B. dann laut «Krone.at» mit einer Sekte in Kontakt. Diese Erfahrung verändert den jungen Mann.
Franz B. ist der Bruder des rätselhaften 58-jährigen Österreichers. Er sagt: «Mein Bruder war immer nur auf seinen Vorteil aus.» Als der elterliche Bauernhof an Franz übergeben wird, habe Josef sofort eingefordert, dass er ausbezahlt wird.
Auch sonst kann Franz B. kein gutes Haar an seinem Bruder lassen. «Er war bei einer Sekte, ist sich selber besser vorgekommen als der Jesus. Seit zehn Jahren haben wir keinen Kontakt mehr.»
Liess B. seine Zwillingstöchter monatelang allein?
Auch der zweite Bruder hat die dunkle Seite von Josef B. schon früher kennengelernt. Der Tod der eigenen Eltern habe Josef nicht interessiert, zum Begräbnis sei er nicht aufgetaucht. Auch zu den eigenen erwachsenen Zwillingstöchtern, die Josef B. mit einer Japanerin gezeugt hatte, hielt er keinen Kontakt mehr. B. soll die Töchter zudem, als sie klein waren, monatelang bei Freunden in Holland alleine gelassen haben, schreibt «Krone.at».
Die niederländische Polizei gab am Donnerstag bekannt, dass die sechs jungen Erwachsenen, die auf dem Bauernhof angetroffen wurden, in keinem Bürgerregister eingetragen seien. Ob es sich bei ihnen wirklich um Geschwister handelt, müsse daher ebenfalls noch abgeklärt werden. (cat)