Blutbad an der tschechischen Karls-Universität. in Prag: David K. (†24) tötet am Donnerstagnachmittag mindestens 14 Menschen und verletzt Dutzende. Danach richtet sich der Schütze selbst. Das Minutenprotokoll:
12.20 Uhr
Die Polizei wird alarmiert mit der Information, dass David K. aus dem Dorf Hostouň mit der Aussage, er wolle sich das Leben nehmen, in die Hauptstadt Prag gereist sei. Der junge Mann besitzt ein riesiges Arsenal an Schusswaffen.
12.45 Uhr
Die Polizei fährt zu seinem Wohnort, findet dort die Leiche seines Vaters. Offenbar tötete David K. ihn, bevor er sich auf den Weg machte. Mehr Einsatzkräfte werden mobilisiert, David K. stellt nicht nur für sich eine Gefahr dar.
14 Uhr
David K. hätte um 14 Uhr eine Vorlesung an der Philosophischen Fakultät. Die Polizei hat nun einen Anhaltspunkt, wo David hinwill, schickt ein Team zur Universität, um das Gebäude zu evakuieren und ihn aufzuhalten.
14.22 Uhr
Ein Gebäude der Uni an der Celetné-Strasse ist evakuiert, die Einsatzkräfte suchen nach dem schwer bewaffneten Mann.
14.59 Uhr
Erste Notrufe über Schüsse gehen ein. Die Polizei ist innert Minuten beim entsprechenden Gebäude, das sich nicht weit entfernt befindet. Der Schütze schiesst laut tschechischen Medien wohl mit der berüchtigten Waffe AR-15 aus den oberen Stockwerken auf seine Opfer. 14 Menschen sterben, 25 werden verletzt, davon zehn lebensgefährlich. Studentinnen und Studenten flüchten auf Dächer, verbarrikadieren sich in den Klassenzimmern. Ein Video zeigt, wie der Schütze schwer bewaffnet auf dem Dach herumläuft und Schüsse abgibt.
15.20 Uhr
Die Polizei gibt bekannt, dass die Leiche von David K. auf dem Trottoir des Schulgebäudes gefunden wurde. «Der Schütze wurde eliminiert. Das gesamte Gebäude wird derzeit evakuiert und am Tatort gibt es mehrere Tote und Dutzende Verletzte», teilt die Polizei auf X mit. Offenbar hätte David noch viel mehr Menschen töten wollen: In einer Tasche fanden die Ermittler weitere Waffen, die er zur Uni mitbrachte.
Doppelmord an Mann und Baby
Die Ermittler verdächtigen K. auch eines Doppelmords an einem Mann und einem Baby, der sich vor einer Woche in dem Prager Vorort Kladensk ereignet hat. Der Täter stünde in keiner Beziehung zu diesen beiden Personen, er habe sie womöglich nach reinem Zufallsprinzip ausgewählt. Am Freitag teilt die Polizei schliesslich mit, dass der Verdacht bestätigt wurde.
Verstörende Nachrichten in den sozialen Medien
David K. postet vor dem Angriff auf die Universität mehrere verstörende Nachrichten auf Telegram. In den Beiträgen hegte er einen Groll gegen die Menschheit und schrieb, dass er schon immer töten wollte. K. plante die Attacke demnach über Tage, wie sich anhand der Nachrichten rekonstruieren lässt. Die Zeitung «Seznam práv» berichtete am Donnerstagabend, dass die Polizei das Haus des Schützen durchsuchte und offenbar seinen Computer beschlagnahmte.
Der junge Mann liess sich bei seinem Vorhaben offenbar von der 14-jährigen Schülerin, die am 7. Dezember in einem Gymnasium in Brjansk (Russland) eine Mitschülerin und sich selbst umgebracht hatte, «inspirieren», wie er schreibt. Zusätzlich spielte er auf einen weiteren Amoklauf in Russland an. Im Mai 2021 erschoss Ilnas G.* in einer Schule in Kasan neun Menschen.
Der Jan-Palach-Platz befindet sich nur wenige hundert Meter von der bekannten Karlsbrücke entfernt, dem Wahrzeichen der Stadt an der Moldau. Der tschechische Präsident Petr Pavel (62) hat den Angehörigen der Getöteten sein Beileid ausgesprochen. Er dankte den Bürgern auf X dafür, dass sie den Anweisungen der Sicherheitskräfte gefolgt seien. Wie das Büro des Staatsoberhaupts mitteilte, bricht Pavel seinen derzeitigen Frankreich-Besuch ab und kehrt vorzeitig nach Tschechien zurück.
Der Schweizer Botschafter in Tschechien, Philippe Guex, hat ebenfalls sein Mitgefühl mit den Opfern und deren Angehörigen ausgedrückt. «Ich spreche den Familien der Opfer mein aufrichtiges Beileid aus und spreche der tschechischen Regierung und der gesamten tschechischen Bevölkerung mein tiefstes Mitgefühl aus», schrieb er im Kurznachrichtendienst X am Donnerstagabend. Er sei entsetzt gewesen, als er von dem «schrecklichen Anschlag» gehört habe, bei dem am Nachmittag in Prag viele Studenten ums Leben gekommen seien. (neo/ene)
* Name bekannt